Gerhardt Staufenbiel

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  • als Antwort auf: September #2989
    Gerhardt Staufenbiel
    Administrator

    Die roten Äpfel
    reifen im herbstlichen Laub
    der Ente entgegen.

    Himmel aus Saphir!
    Strahlend der Septembermond
    Im Kern des Himmels.

    als Antwort auf: verschiedenes #2609
    Gerhardt Staufenbiel
    Administrator

    Hier sei es erlaubt, ein paar kleine Anmerkungen zu machen.

    völlig Bewusstsein
    bei der Bereitung von Tee
    der klang von Wasser

    smia hatte die Teezeremonie geübt, als er ganz plötzlich bemerkte, dass kaltes Wasser in der Teeschale einen völlig anderen Klang erzeugt als das heiße Wasser.
    Wenn man diesen Unterschied im Klang das erste Mal erlebt, ist es fast wie ein Schock: Wir können die Temperatur von Wasser hören!
    —————
    an einen Baum geschmiegt
    fühlt er die Welt wie sie ist
    Rilkes Erlebnis

    Am Sonntag hatten wir die erste philosophische Matinee in der Norishalle in Nürnberg. Dort haben wir den Text von Rilke besprochen, der den schlichten Titel „Erlebnis 1“ trägt. Der Text findet sich hier

    als Antwort auf: Griechenland #2564
    Gerhardt Staufenbiel
    Administrator

    Für alle, die nicht mit auf der Reise waren ein paar knappe Erklärungen:

    Der Hauch von Zeus war auf dem Gipfel des Berges Lykaion in Arkadien zu spüren. Dort wurde seit Urzeiten, lange noch bevor Zeus als höchster Gott in Griechenland verehrt wurde, ein Kult für einen Berggott durchgeführt. War es Zeus? Oder doch ein ganz anderer Gott? Auf jeden Fall verliert man nach dem antiken Mythos seinen Schatten auf dem Gipfel, denn hier war der Nabel der Welt.

    Helliniko:
    Hier steht ein rätselhaftes Gebäude in Form einer Pyramide. Archäologen datieren den Bau entweder noch vor die ägyptischen Pyramiden oder aber in das 5. Jhd. vor Chr. Wie dem auch sei: ein gewaltiger und anrührend rätselhaftes Bauwerk in großartiger Landschaft.

    Sensei

    als Antwort auf: verschiedenes #2518
    Gerhardt Staufenbiel
    Administrator

    Danke für das letzte Haiku, aber das ist zu persönlich!
    Letzte zeile:

    mitten im Winter

    oder: der alte Sensei

    oder umgedreht:

    Der alte Sensei
    treibt ständig neue Triebe
    dieser alte Baum

    als Antwort auf: Haiku von Annemarie #2425
    Gerhardt Staufenbiel
    Administrator

    Hallo Annemarie,
    das Haiku mit den beiden Spinnen gefällt mir:

    Zwei Spinnen spinnen
    im goldenen Abendlicht.
    Wer wird gegessen?

    Es war ja wirklich ein merkwürdiger Abend, gewitterschwül und ein flammendes Abendrot am Himmel. Ich hatte das Gefühl, die Häuser des Dorfes duckten sich ängstlich weg. Und da dann die beiden Spinnen, die in ihrem Gewebe lauern auf Beute. Ich denke, die Situation könnte durchaus einen drastischeren Ausdruck vertragen: gefressen statt gegessen. Denn die Warten ja auf die Beute, über die sie herfallen und fressen werden.

    Also Vorschlag:

    Zwei Spinnen spinnen
    im goldenen Abendlicht.
    Wer wird gefressen?!

    als Antwort auf: Bashō und die Kopfkissenlieder #2335
    Gerhardt Staufenbiel
    Administrator

    Ich habe inzwischen ein paar japanische Kommentare zu der Grille unter dem Helm gefunden.
    Higuchi Isao (1883 – 1943) schreibt 1925 in seinem Werk ‚Senpyō Bashō kushū‘ – Notizen zu ausgewählten Hokku von Bashō:

    Die unter dem Helm gefangene Grille, die mit einer pathetischen Stimme ruft, muss Sanemoris Seele sein. Nach so vielen Jahren dauert sein Schmerz noch an und hat diesen schaurigen Ausdruck gefunden.

    Taizō Ebara (1894 – 1948), Professor in Kyōtō schreibt:

    Als der Dichter den Helm des Sanemori sah, den der bei seiner letzten Schlacht getragen hatte, gestaltete er ein anschauliches Bild des heldenhaften Weges des alten Kriegers, als er in den entlegenen Gegenden des Nordens im Kampf fiel. Für Bashō wird im Schrei der Grille zum Echo des letzten Kampfes. Der Schrei der Grille erinnert ihn an den erschrockenen Ausruf von Higuchi Jirō (als er erkannte, wem dem abgeschlagene Kopf gehört hatte):

    „Ana muzan na ya!
    Ach welch schreckliches Geschehen!“

    In dieser Interpretation ist der Ruf der Grille das Echo des Entsetzensschreies.

    als Antwort auf: Bashō und die Kopfkissenlieder #2322
    Gerhardt Staufenbiel
    Administrator

    Zu Kirigirisu – der Grille.

    Zur Edozeit, also auch zur Lebenszeit von Bashō war es auch in den großen Städten wie Edo (Tokio) Mode, Grillen in kleinen Behältnissen zu halten und sich im Sommer an ihrem Gesang zu erfreuen.
    So liegt es nahe, dass die Grille unter dem Helm singt. So jedenfalls übersetzt Dombrady in seiner Ausgabe der Oku no hosomichi:

    Grausames Schicksal: Unter jenem Helm sitzt nun eine Grille und zirpt.

    Vermutlich zirpt sie aber nur wegen der Silbenzahl! Denn im Originaltext von Bashō erfahren wir nichts davon, ob sie singt oder nicht, sie ist einfach da:

    Kabuto shita no kirigisu – unter dem Helm die Grille!

    Vielleicht sitzt sie nicht dort um zu singen?
    Bashō hatte sich intensiv mit der chinesischen Literatur befasst. Daher war ihm bekannt, dass bereits in der Tang-Zeit Grillen gehalten wurden, um sie gegeneinander kämpfen zu lassen. Die männlichen Grillen sind sehr aggressiv und sie fallen sofort übereinander her und kämpfen. Diese Grillenkämpfe waren ein sommerliches Vergnügen am Kaiserhof noch bis zur letzten Dynastie Chinas.
    Vielleicht sitzt die Grille unter dem Helm und wartet auf ihren Gegner? Oder ist sie eine Wiederverkörperung Sanemoris, der noch im hohen Alter nicht gewillt war, auf einen Zweikampf mit dem überlegenen Gegner zu verzichten. Ja, die Grille ist niemand anders als Sanemori! Darum auch sitzt sie unter dem Helm.
    Der Geist des Sanemori als alter Mann
    Im japanischen Noh Theater gibt es ein Stück von Zeami mit dem Titel Sanemori.
    Ein Priester kommt in den Bergtempel, wo auch Bashō den Helm gesehen hatte. Da erscheint wie jeden Tag ein alter Mann und singt den Lobpries Amida Buddhas. Auf die Fragen des Priesters zeigt sich, dass der alte Mann der ruhelose Geist Sanemoris ist, der seit über zweihundert Jahren täglich zu dem Ort zurückkehrt, an dem er getötet worden ist. Dabei kommt er an dem Teich vorbei, in dem sein abgeschlagener Kopf gewaschen wurde, damit die schwarze Farbe aus den weißen Haaren verschwindet.
    Gemeinsam mit dem Priester singt der Geist Sanemoris das ’namu amida butsu‘ und löst so seine Trauer und seinen Kampfeszorn auf. Endlich kann er nun in das Reich der Toten verschwinden.

    So wie Sanemori das ’namu amida bustu singt‘, so singt vielleicht die Grille unter dem Helm. Aber ob sie jemals Erlösung finden wird?

    Es ist schon überraschend, welche tiefgehenden Bezüge in solch einem kleinen Kopfkissenlied stecken können!

    als Antwort auf: Haiku von Heike #2255
    Gerhardt Staufenbiel
    Administrator

    Diese Haiku sind von Heike aus Frankfurt. Ich habe sie eingestellt, damit schon die ersten Haiku im Forum enthalten sind.
    Viele Grüße an Alle aus der Haiku Gruppe!

    Gerhardt

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