Haiku vom Benediktushof 2015

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      Gerhardt Staufenbiel
      Administrator

      Es war ein sehr heißer und trockener Sommer. Auf der Fahrt zum Benediktushof herrschte flirrende Hitze. Die Felder lagen trocken und staubig neben der Autobahn. Am Benediktushof war der einzige kühle Ort der Brunnen, in dem leide das Wasser plätschert.

      Wolken türmen sich
      über gelbem Stoppelfeld.
      Flirrende Hitze.

      Der alte Brunnen –
      kühler Grund meiner Sehnsucht.
      Zeitloses Fließen.

      Am nächsten Morgen in aller Frühe bei der Meditation. Durch das geöffnete Fenster kam endlich kühle Luft und ließ den Atem leichter fließen.

      Die Morgenfrische!
      Leise plätschert der Bach.
      Vogelgezwitscher.

      Noch in der Morgenfrische gingen wir in den Garten. Dort ist ein kleiner Teich umstanden von Grün. Darüber eine weibliche Figur. Im Wasser: kein Frosch, dafür aber kleine Plastikenten. Was würde Bashō dazu sagen?

      Kein Frosch im Wasser!
      Die kleinen Plastikenten
      geben keinen Ton!

      Libelle am Teich.
      Mitten im Grün die Göttin.
      Die Seerosen blühn.

      Libelle am Teich.
      Der tote Baum im Wasser.
      Im Grün die Göttin.

      Schilfkolben am Teich.
      Versteckt im Grün die Göttin.
      Libellen fliegen.

      Die Sommerhitze!
      Schatten der Kastanien
      an alten Mauern!

      Über dem Teich liegt der alte Flügel des ehemaligen Klosters. Kunstvolles Fachwerk und Butzenglasfenster zieren den Turm. Darunter murmelt der eilige Bach. Im Garten rankt an einer alten toten Wurzel eine blaue Clematis.

      Butzenglasfenster
      im Turm aus buntem Fachwerk
      träumt von alter Zeit.

      Neues Leben sprießt
      mitten aus toter Wurzel
      über kleinem Bach.

      Alte Mauern
      überwuchert von Efeu:
      Benediktushof.

      Vor der Sakristei
      die Lehrerin aus Bronze:
      Davongeschlichen.

      Das alte Fachwerk
      träumt neuer Zeit entgegen
      voller Erwartung.

      Tief eingesunken
      die alten Klostermauern.
      Bereit für Neues!

      Im Zengarten tiefe Stille. Flirrende Hitze über der Kiesfläche. Der Gärtner beregnet die Pflanzen. Neugierig lugt er herüber. Er will die Teezeremonie sehen und der Shakuhachi lauschen!

      Hastige Schritte
      Eilen über den Kiesweg.
      Im Garten: Stille!

      Schachtelhalm am Stein
      an verborgener Quelle.
      Garten der Stille.

      Regennasser Stein
      am Trockenfluss aus Kiesel.
      Ruhende Brücke.

      Die alte Kiefer
      über dem steinernen Meer
      überdauert Zeit.

      Der trockene Garten
      bewässert von Neugier
      Shakuhachi klagt!

      Teezeremonie
      Ritual im Zengarten.
      Kühlender Windhauch.

      Im Speisesaal:

      Essen in Schweigen –
      Das Geschirr klappert lautstark.
      Hastiges Schlingen!

      Am Nachmittag waren wir im hinteren Garten und am kleinen Bach.

      Johann Nepomuk
      Über steinerner Brücke.
      Wohin führt mein Weg?

      Die Schwertlilie
      neben dem rauschenden Bach.
      Wo sind die Blüten?

      Tomaten reifen
      Unter schützendem Dach.
      Der Bach eilt weiter.

      Am Klosterladen waren draussen Stoffkarpfen dekoriert. Aber eigentlich werden sie nur zum Knabenfest im Mai aufgehängt. Dann schwimmen sie im Blau des Himmel damit die Knaben stark und groß werden.

      Mitten im august
      Unbekümmerte Karpfen
      In heiterem Blau.

      Die Abendsonne
      malt Schatten auf den Stein.
      Frohe Erwartung.
      Geschenk des Himmels
      Begnadete Kunst.
      Der dunkle Wald schweigt.

    • #2979
      Musikdesherzens
      Teilnehmer

      Am Teich
      Am Teich ganz stille
      kreist aufgeregt die Libelle
      wo ist der Frosch

      Seerosen am Teich
      ruhend sitzend in Stille
      öffnen die Blüten

      Im Zengarten
      Flötenklang hüllt den
      Garten ein in die Magie
      der Buddha-Essenz

      Wind lädt den Ahorn
      zum Sommertango ein – da
      schon das leichte Rot

      Am Morgen
      Frische Morgenluft
      kitzelt die Füße wach – das
      Aufwachen so leicht

      In der Nacht
      Grillen zirpen ist
      jetzt verboten – sie folgt – ach
      schade für den Schlaf

      Voller Zauber zeigt
      der Nachthimmel im August
      den Weg ins Licht

      Brücke
      Auf der Brücke die
      Straße und unten der Fluss
      wohin reisen sie

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