Der Septembermond

Gestern war der 17. September, ein Tag nach meinem Geburtstag.
Das Wetter war in den vergangenen Tagen ungewöhnlich trübe gewesen. Man wusste nicht, ob es warm oder kalt war. Die Sonne kämpfte sich mühsam durch den bedeckten Himmel und es war ein wenig schwül, aber ein kalter Herbstwind ließ erschauern.
Am Nachmittag räumten wir den umgebauten Meditationsraum auf und verstauten die Werkzeuge und die Holzreste. Noch ist der Raum nicht fertig, aber wir waren alle begeistert über die Wärme und Geborgenheit, die er ausstrahlt. Neben der weiten Tokonoma erhebt sich eine breite Sitzbank für die Meditation. Sabutons und Sitzkissen laden zum Sazen ein. Auch wer nicht gut im Meditationssitz sitzen kann, setzt bequem die Füße auf die Tatami am Boden.
Bevor wir mit unserer Meditation beginnen woltten, rissen die Wolken auf und die Abendsonne stand feuerrot am Himmel. Das ganze Land erstrahlte im hellen Abendlicht. Die Kirche und das Dorf leuchteten wie ein Scherenschnitt im feurigen Abendrot. Unten im Tal fiel dichter Regen, der im roten Abendlicht strahlte und funkelte wie feurige Rubine. Niemand mochte in den Meditationsraum gehen: Zu sehr ergiff das wunderbare Schauspiel die Herzen.
Langsam wurde es dunkler und wir gingen in die Meditationshalle. Warm und geborgen saßen wir in dem noch unfertigen Raum.
Nach der Meditation leuchtete der Abendhimmel durchsichtig und klar wie ein dunkelblauer Sternsaphir. Die Mondsichel strahlte hell wie frisch gewaschen. Scharf und deutlich sah man den hellen Rand des Mondes um seine dunkle Seite. Es war, als kündigte er sein Leuchten als voller Septembermond an. Ergriffen standen wir und schauten und staunten.
Sein klares Leuchten war wie ein Gefährte auf dem Weg unserer Meditation.

Langsam wurde es kalt und wir gingen unserer Wege.

Himmel aus Saphir!
Strahlend der Septembermond
Im Kern des Himmels.

Harald schrieb spontan drei weitere Haiku:

Sonne taucht unter,
Regentropfen – gleichmäßig.
Himmel: Pures Gold!

Der Abend dunkelt –
Himmel Erde werden eins.
Letzte Sonnenglut.

Nachtblauer Himmel.
Wolken sind weggezogen.
Der Septembermond.

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