Zwischen den Monatsbriefen

Die Stille ist wieder eingekehrt im Myoshinan.
Das Fernsehen ist wieder weg, der Monatsbrief geschrieben und Axel war – zurück aus Korea – mal wieder beim Tee. Er hat koreanischen Sencha mitgebracht. Sehr guter Geschmack und kräftig, koreanisch eben. Aber den Matcha aus Korea – reden wir von angenehmeren Dingen!
Er hat einmal Tee mit den koreanischen Matche gemacht. Wenn das Wasser vorher im Kama gesiedet hat, schmeckt der Tee überaschend angenehm, offenbar hat das Wasser aus dem Teekessel Eisen gelöst, was dem Geschmack des Tee zu Gute kam.
Also sollte man vielleicht einmal über die Bedeutung des Wassers in den Monatsbriefen schreiben. Denn die Zeit zwischen den Monatsbriefen ist angebrochen. Der alte ist gegangen, der neue muss vorbereitet werden.
Außerdem liegt mir eine Doktorarbeit eines Teeschülers vor, die er über den Teeweg geschrieben hat. Dort hat mir besonders das Kapitel über das Wasser gefallen.
Wasser ist ja sooo wichtig für den Tee. Nicht nur für den Geschmack. Schließlich gab es zur Zeit Rikyū’s sieben berühmte Brunnen bzw. Quellen mit „meisui“ Namen-Wasser, also berühmtem Wasser. Man ist von weit her angereist, um mit diesem Wasser Tee zu bereiten. Ein paar dieser Brunnen existieren noch heute. Einer davon liegt in Uji am „oberen“ Uji-Schrein, dem Kami-Uji-Jinja mit einem der ältesten Holzgebäude der Welt, einer an der alten Stadtmauer von Kyōto, am Schrein von Michizane, dem Kitano Schrein.

Ein anderer Brunnen ist heute noch in Betrieb. Er gehört dem Restaurant Kikunoi. Der Name bedeutet der Brunnen (I) der (no) Chrysantheme (kiku), also Kiku-no-I. Der Chrysanthemen Brunnen liegt in der Nähe des Kodaiji – Tempels in Kyōto, in dem Hideyoshis Witwe zum Gedenken Hideyoshi’s Teepartys veranstaltet hat, weil das Wasser dieses Brunnen so hervorragend für den Tee geeignet war. Heute gehört der Brunnen zum Restaurant Kiku-no-I, das auf einen der Teilnehmer der frühen Teegesellschaften zurück geht. Dessen Familie diente am Tempel, wurde dann aber in der Meiji – Restauration aus dem Tempeldienst entlassen. Der Vorfahre des heutigen Restaurant – Eigentümers gründete dann, weil er viel Erfahrung im Kaiseki für den Tee hate, das Restaurant. Heute gibt es auch in Tokio eine Zweigstelle, aber das Wasser, das dort zum Kochen verwendet wird, kommt eigens aus dem Kiku-no I in Kyōto. Der heutige Eigentümer des Restaurants hat ein wunderbares Buch über Kaiseki geschrieben, das die hohe Kunst der Kaiseki Küche zeigt.

Aber in der Doktorarbeit wird vor allem die philosophische Bedeutung des Wassers diskutiert. In meinem Teeraum hängt die Kalligrafie eines koranischen Mönches: „Mizu gotoshi“ – „So wie Wasser“. Wasser ist bescheiden, immer am tiefsten Ort, es passt sich jeder äußeren Form an, aber letztlich ist Wasser das Stärkste überhaupt. Es sprengt Felsen und formt ganze Landschaften. Vor allem aber ist es – trotz seiner Stärke – weich fließend und stets in Bewegung.

Eigentlich müssten das dann wohl zwei Monatsbriefe werden: einen über die praktische Bedeutung des Wassers und einen über die philosophische!

Axel benutzte bei seiner Teezeremonie ein Tsurube, einen Brunneneimer aus unlackiertem Holz. Mit solchen Eimern hatten die Teemenschen zu Rikyū’s Zeiten das Wasser aus den berühmten Brunnen geholt und den Eimer dann direkt im Teeraum geöffnet.

Rikyū's Tsurube


Der Deckel war am Brunnen mit einem Papierstreifen verklebt worden, auf dem dann die Herkunft des Wassers geschrieben war. Erst im Teeraum öffnete man den Papierstreifen mit dem kleinen Messer, das in einer besonderen Scheide des Schwertes steckte. Aber Hideyoshi wollte keine Messer im Teeraum haben, so verschwand diese Sitte.

Wir sprachen dann über die Bewegungen beim Tee, die weich fließend wie Wasser sein sollen und über das Vergessen der Form, wie es im letzten Monatsbrief diskutiert ist.

Ach nein, das Loslassen, das Still werden und das „Verarmen“, das wäre doch ein Thema für den nächsten Brief. Ach, da gibt es doch das „Testament“ Rikyū’s. Das hat noch niemand außerhalb Japans bearbeitet. Oh weh, das geht es um das „reine Land“, die Verarmung im Herz – Geist und um Suki. Zur Zeit Rikyū’s waren gute Teemenschen Suki – Sha, Personen mit suki und der Teeraum hieß suki-ya, Hütte des suki. Ein ganz schwieriges Thema, also mal die alten Texte vornehmen und schauen, ob das ein Brief werden kann.
Man hat ja sonst nichts zu tun!

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