Yamazaki Ryokan

In der alten Kaiserstadt Kyōto gibt es sehr berühmte traditionelle Ryokan, die einiges an Komfort bieten. Alledings sind sie, bedingt durch die Enge, in der die Menschen in der Stadt leben, doch recht teuer.
Deshalb waren wir gespannt auf das Ryokan Yamazaki am äußersten Stadtrand von Kyōto. Das Yamazaki schien große und geräumige Zimmer und einen wunderbaren Garten zu haben. Dafür muss man dann in Kauf nehmen, dass es bis zum Bahnhof eine Busfahrt von 30 bis 40 Minuten ist. Das Yamazaki ist also nicht besonders geeignet, wenn man viele Ziele in der Innenstadt besuchen will.

yamazaki-weg

Aber wir hatten unsere Besuchsziele für ein paar Tage so gelegt, dass sie bequem vom Yamazaki aus zu erreichen waren. Als wir am Ryokan ankamen, wurden wir ganz nach hinten geführt, weit weg von der Starße. Und da war der Garten: für einen privaten Garten in Kyoto von einer unglaublichen Größe. Außerdem floß draussen im Garten ein kleiner Bach vorbei – das einzige Geräusch, das in der Nacht zu hören war.

yamazaki-zimmer

Ein verwunschener Weg führte durch den Garten und von Weitem sah man den Zugang zum Haus, und verdeckt durch Büsche und Bäume, die Zimmer, die alle einen direkten Blick auf den wunderbaren alten Garten haben. Mein „kleines“ Einzelzimmer hatte immerhin acht Tatami gegenüber drei im Ryokan in der Innenstadt.

Im Garten konnte man hinter Büschen ein nicht sehr kleines Teehaus erspähen.
Beim Abendessen im angeschlossenen Restaurant fragten wir die Wirtin, die einen rauhen, aber herzlichen Charme verströmt, nach dem Teehaus.
Wieso ich denn das wissen möchte? Weil ich Teelehrer bin und in DeutschLand ein eigenes Teehaus habe! Und meine Mitreisenden sind meine Teeschüler. Das war ein Zauberwort.
Sie selbst sei Teeschülerin und ihre Lehrerin ist inzwischen 92 Jahre alt. Die Wirtin fragte noch, welche Tenmae meine Schüler beherrschen? „Oookuden!!! – Sugoi desu ne! (Geheime Überlieferung! Das ist ja ungeheuerlich!“
Von nun an war die zusätzliche Misosuppe und der Matcha nach dem Essen selbstverständlich „Saaaviis!“, also kostenlos.

Am nächsten Morgen beim Frühstück fragte ich unsere Wirtin, wie denn der beste Weg zum Adashino Nembustuji sei. Mir schien es, dass der Tempel von unserem Standort aus nicht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sein würde. Sie überlegte kurz und sagte dann“ Takushi! – Taxi“. Andernfalls müssten wir erst fast bis zum Bahnhof und dann wieder mit dem Zug nach Arashiyama – eine kleine Weltreise.
Der Nembustuji soll schon im Jahr 811 von Kukai, dem Gründer des Shingon gestiftet worden sein. Später dann übernahm Hōnen Shōnin den Tempel und seit der Zeit ist er mit der Hoffnung auf Wiedergeburt im Paradies verknüpft.

Als wir zur Straße gingen, um ein Taxi zu finden, rief die Wirten laut quer über die Straße: „Senseeeei!“ Ich ging wieder zur Kücke, dort diskutierte sie heftig mit dem Koch und dann stand plötzlich der Kleinbus der Ryokan da. Der Koch brachte uns auf verwinkelten Sträßchen bis in das romantische Adashino, wo alte traditionelle Häuser den Weg zum Tempel säumen – selbstverständlich war auch das wieder ’saaavice‘.
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Am nächsten, unserem letzten Morgen im Yamazaki rief die Wirtin laut im Lokal: „Hai Senseeei! Chasitsu ni ikimasho!! Los Sensei, gehen wir ins Teehaus!“

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Das Teehaus wurde vor etwa 60 Jahren gebaut worden. Es hat zwei Räume mit jeweils viereinhalb Matten, also beides die idealen Teeräume. Der eine Raum dient als Warteraum. Dort kann auch das Essen serviert werden. Der zweite, der eigentliche Teeraum ist über den traditionellen Kriecheingang zu erreichen. Zwischen beiden Räumen liegt ein kleiner Zwei-Tatami Raum für den Gastgeber. Von hier aus kann er beide Räiume bedienen und die Mizuya, den Vorbereitungsraum erreichen. Also schon eigentlich ein sehr komfortables und gut durchdachtes Teehaus.

Als wir uns verabschieden wollten, kam die Wirtin mit einer Menge Schachteln und Holzboxen. Darin waren drei Teeschalen, eine alte, recht kostbare Schale aus dem nahegelegenen Ninaji, ein älterer Rakuchawan und ein Chawan für das Knabenfest im Mai. Unzufrieden suchte die Wirten dann noch nach einen neuen Chasen, der auch noch als Geschenk zusammen mit den Teeschalen bei uns landete. Das war ein Geschenk, das leicht die Kosten für die Übernachtung wieder aufhob!

yamazaki

Wenn wir wieder in Kyōto sind, werden wir unbedingt wieder im Yamazaki sein, nicht wegen der Geschenke, die man dort bekommt, sondern wegen der herzlichen Art, mit der wir dort als Gäste behandelt worden sind. Hier sind wir als Fremde gekommen, aber als Freunde gegangen!

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