Japan ist doch immer wieder für eine Überraschung gut.
Jetzt ist nach den Japantagen in Rüsselbach wieder Stille eingekehrt und die Arbeit am Monatsbrief ruft.
Das Thema ist dieses mal der Begriff SUKI, der früher geradezu stellvertretend war für den Teeweg.
Grob gesehen kann man es als „mögen, lieben, Geschmack“ übersetzen.
Aber der Begriff ist eng mit dem Buddhismus des Reinen Landes verbunden. Und die geschichtlichen Zusammenhänge sind verwirrend und komplex. Also heißt es wieder einmal forschen, lesen und recherschieren.
Die Lehre vom „reinen Land“ -Jōdo, wie es in Japan heißt, wurde ganz wesentlich von Honen ( 1133 – 1212) geprägt. Das Hauptsutra dieser buddhistischen Schule ist das Sukhavati Sutra, das vom Land Sukhavati berichtet, in dem der Amida Buddha genau JETZT anwesend ist. Dort gibt es kein Leiden und die endgültige Erlösung ist allen empfindsamen Wesen, die in diesem Land geboren werden sicher.
Honen studierte unter seinem Lehrer Eiku, einem Meister des berühmten Tendai Klosters auf dem Hiei Berg bei Kyōto. Aber er war nicht mit den alten Traditionen einverstanden. Ganz anders als es heute üblich ist, war er offenbar völlig unangepasst. Es wird berichtet, dass er einmal mit seinem Lehrer derart in Streit geriet, dass der einen Holzscheit nach ihm warf.
Der Streit ging um die Praxis des rezitierens des NAMU AMIDA BUTSU – Vertrauen auf Amida Buddha. Der Lehrer Honens bestnad darauf, dass man sich bei der Rezitation unbedingt den Amida und das reine Land Sukhavati bildlich vergegenwärtigen muss. Aber Honen war das viel zu kompliziert. Wie sollten einfache Menschen diese Bildvorstellung leisten können? Eine bloße Rezitation musste genügen. Schließlich meinte Eiku, auch ihr Vorgänger, der Mönch Ryōnin habe darauf bestanden, dass Amida bei der Rezitation visualisiert werden MUSS.
Die Antwort Honens: „Der hat ja auch nicht zu unserer Zeit gelebt!“
(Also ist das, was er lehrt ein alter Zopf und wir müssen uns nicht daran halten!)
Darauf warf Eiku den Holzscheit nach Honen.
Halt:
Wer bitte war Ryōnin? Habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört!
Im Internet habe ich dann die Seite des Dainenbutsu-Ji Tempels gefunden, der die Richtung des Yuzu Nembutsu Shu vertritt, die von Ryōnin gegründet wurde.
Ryōnin war der Auffassung, dass es auch auf die Nicht-Übenden Auswirkungen hat, wenn jemand das Nembustu rezitiert, weil kein Wesen isoliert von den anderen existiert.
Übt also jemand das Nembutsu, so hat das auch Auswirkungen auf das ganze Land und alle dort lebenden empfindenden Wesen. Nembutsu Rezitation ist für Ryōnin keine Privatsache.
Auf der – leider nur japanischen Seite – gibt es fasznierende Bilder und ein Video vonm Fest des Manbu oneri, der Vergewisserung des Landes Shukhavati.
In Masken des Amida mit alter Hofmusik aus der Heianperiode stellen Tänzer das Land Sukhavati und den Amida Buddha und seine Gefährten dar. Und das jedes Jahr und heute.
Auf dieser Seite des Dainenbutsuji kann man ein Video anklicken, in dem man den Auftritt Amidas verfolgen kann.
Das ist reines schamanistisches Theater, das helfen soll, das Reine Land Shukavati zu visualisieren.
Hatte sich Honen gegen solche Praktiken gewendet, weil er meinte, eine einfache Rezitation muss genügen?
Auf jeden Fall wieder einmal ein faszinierendes Stück Japan!