茶道: Cha-Dō oder Sa-Dō oder doch 다도 Da-Do? 

In Japan und nicht nur dort, sondern in der ganzen Teewelt gibt es einen Streit darüner, ob 茶道 – Tee WEG – als Cha-Doo (Tscha-Doo) oder Sa-Doo gelesen werden muss.
Das Zeichen für Tee ist 茶 und das wird entweder Tscha oder Sa gelesen. Ein Ki-Sa-Ten ist ein Punkt oder Ort (Ten), an dem man Sa trinkt (ki) oder trinken kann, also ein Kaffe, nein -kein Kaffe, ein Tee!
Aber ein Chawan ist ein Wan – eine Schale – aus der man Cha trinkt, also ein Cha-Wan. Ein Chasen ist ein kleiner Bambusbesen, mit dem man den Cha schlägt und ein Cha-Kin ein Tüchlein, mit dem man die Teeschale auswischt.
Also muss es auch Cha-Doo für den Tee-WEG heißen. Müßte eigentlich, heißt es aber nicht. Der Teeweg heißt in Japan SA-DO. Nur Teemenschen, die Cha-Jin sagen Chado. Wer in Japan Chado und nicht Sado sagt, zeigt, dass er dazu gehört. Dazu zu den Teemenschen, die den Weg üben. Damit ist man ein wenig „geadelt“ und hebt sich vom gemeinen Volk ab, das nur seinen Sa im Ki-Sa-Ten trinkt.
Aber was ist mit Da-Do? Die Schriftzeichen 다도 zeigen schon an, dass es sich eben nicht um den japanischen Teeweg sondern um die koreanische Sitte Tee zu trinken handelt.
Eigentlich dürfte der Chado wohl als Da-Do aus Korea nach Japan gekommen sein. „Da Do“ als Weg der Teebereitung war sicher eine Übung in den buddhistischen Klöstern. Aber bereits um 1500 wurden die Buddhisten in Korea verfolgt, weil man den Konfuzianischen Staat errichten wollte. Die Buddhisten waren zu individualistisch und unangepasst, um Staat mit ihnen machen zu können. So sind wohl viele Teeleute aus Korea nach Japan gegangen und haben dort ihre Kunst verbreitet.
In Korea sind also die alten Künste durch die sehr bewegte Geschichte verloren gegangen, während in dem Inselreich Japan diese Künste erhaltenblieben, aber auch verändert wurden. Sie wurden im Laufe der Zeit „Japanisch“. Japaner neigen dazu, Dinge zu formalisieren und durch diese Formalisierung zu perfektionieren. Koreaner sind sehr viel spontaner. Deshalb haben die frühen japanischen Teemeister ihre Teeschalen lieber in Korea gekauft als in Japan: die koreanischen Keramiker waren spontaner und ihre Werke strahlten frische Lebendigkeit aus.
Mit der Formalisierung wurden die Künste in Japan immer strikter und regulierter. Man fragt heute nicht mehr, warum man etwas tut, sondern nur noch WIE. Der Großmeister Gengensai der Urasenke, der in der frühen Meiji-Epoche lebte und wirkte, sah den Tee-WEG als ein striktes Regelsystem. Es geht darum, die Regeln genau zu befolgen und absolut unterwürfig das zu tun, was der Lehrer anweist. Das erzeugt Staatsbürger, die sich ganz und gar der Autorität des Staates beugen und so „gute“ Bürger sind. Niemand wagt mehr zu fragen: WARUM?

Da-Do
다도 Da Do mit japanischem Pulvertee in koreanischer Tracht

Während der japanischen Okkupation Koreas in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts versuchten die Japaner mit harter Hand, den Koreanern wieder „ihre ursprüngliche Kultur“ – nämlich die Japanische, die ja aus Korea kam (aber inzwischen ganz und gar japanisch geworden war) – wieder zurückzugeben bzw. aufzuzwingen. So kam auch der „Japanische“ Zen und der „Japanische“ Chado wieder nach Korea. Aber die Koreaner wollen keine Japaner sein. Sie suchen nach ihren eigenen Ursprüngen. Im Da Do versucht man deshalb, weitestgehend japanische Einflüsse zu vermeiden. Aber der alte koreanische Da Do ist vergessen! Was man heute in Korea als Da Do erlebt, sind meistens Varianten der chinesischen „Tee-Zeremonie“, bei der man eben Aufgusstee verwendet. Wir haben aber auch an einer privaten Universität zaghafte Versuche erlebt, Da Do mit Pulvertee zu machen. Und woher kommt der Pulvertee? Natürlich aus Japan – weil man in China und Korea vergessen hat, wie man Pulvertee herstellt!
Ach, könnten doch die Völker ihre Feindschaften vergessen und in Frieden ihre Kulturen austauschen und voneinander lernen!

Heute kommt unser amerikanischer Freund aus Korea für drei Monate zu Besuch und wir werden mit ihm den Spuren des Teeweges im alten Korea nachgehen. Es wir eine spannende und interessante Zeit werden.

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