Asche im Teeweg
Asche
Nanguo Ziqi saß und lehnte sich an seine Armstütze, schaute zum Himmel auf und und atmete langsam aus. Er war leer leer und weit entfernt und schien seinen Begleiter (sein Ego) verloren zu haben.
Yangcheng Ziyou, der ihm zur Seite stand sagte:
'Was ist das? Können wir wirklich bewirken, dass unser Körper wie verdorrtes Holz und der Geist (das Herz) wie kalte Asche wird? Der sich jetzt an die Armstütze lehnt, ist nicht derselbe, der sich vorhin anlehnte!'
Meister Qi sagte: 'Es ist gut, dass du das fragst. Gerade habe ich mein Selbst (Ego) verloren. Kennst du das? Du hörst die Flötentöne der Menschen, aber nicht die Flötentöne der Erde. Du hörst die Flötentöne der Erde, aber nicht die des Himmels!' Zhuangzi
Der Körper wird wie verdorrtes Holz und der Herz-Geist wie kalte Asche, ein Standartbild im chinesischen Daoismus für den erwachten Weisen. Wenn das Feuer der Leidenschaften im Herzen ausgebrannt ist, wird das Herz wie kalte Asche. Es brennt nicht mehr nur kein Feuer, auch alle Farbe, die für das Brennen der verzehrenden Leidenschaften steht, ist verschwunden, das Herz wird aschfarben - farblos.
Erst, wenn die persönliche Leidenschaften ausgebrannt und Feuer und 'Farbe des Herzens erloschen ist, kann der Weise die 'Flötentöne des Himmels' hören. Vorher ist sein Herz betäubt von den Flötentönen der Menschen. Erst wenn er aufhört, sich von den hektischen und wilden, meist misstönenden Flötentönen des Menschen betäuben zu lassen, kann er die Flötentöne der Erde hören. Und erst, wenn sein Ego verschwunden ist, der 'Begleiter', der immer dazwischen redet und sagt: 'Du musst ...', 'Du sollst..' oder 'Du sollst nicht...', kann der Weise die Töne des Himmels hören, die 'von selbst so' sind.
Die Asche ist die Leerheit, das Sunyatta im Buddhismus. Erst wenn das persönliche Feuer der Leidenschaften ausgebrannt ist, kann Jaku, die Stille und Gelassenheit des Teeweges gelebt werden.
Asche repräsentiert aber auch das buddhistische 'mujô', die Vergänglichkeit der Dinge. Zen-Meister Dôgen wurde einmal danach gefragt, ob es Wiedergeburt gibt oder nicht. Er antwortete mit einer Gegenfrage:
"Da brennt Holzkohle und wird zu Asche. Neue Holzkohle wird ins Feuer gelegt und wird ebenfalls zu Asche. Gibt es Wiedergeburt oder nicht?"
Die Holzkohle im Feuer und die Asche zeigen das ewige Spiel von Werden und Vergehen. Die Asche ist die Stoff gewordene mujô, die stete Erinnerung an die Vergänglichkeit.
Bei diesen vielen geistigen Bedeutungen ist es kein Wunder, wenn im Teeweg die Asche eine ganz ausgezeichnete Rolle spielt. Sie ist nicht nur ein vollkommen natürliches Bett für das Feuer. Das Feuer verzehrt die Holzkohle und bildet neue Asche. Was wäre natürlicher, als diese Asche als Isolation und Bett für das neue Feuer zu nehmen. Aber die verwendete Asche muss dem Prinzip der Reinheit entsprechen. Darum wird sie vor ihrer Verwendung in einem aufwändigen Prozess gereinigt, in Wasser gewaschen, wieder sorgfältig getrocknet und gesiebt. "Asche muss das Feuer gut brennen lassen und sie muss schön sein". Wer einmal versucht hat, selbst Asche für die Teezeremonie herzustellen weiß, welch mühevoller Prozess das ist.
In den Anfangszeiten des Teeweges in Japan war es nicht erforderlich, auf die Art und Weise zu achten, wie die Asche gelegt wurde, da ohnehin der Kama das Innere des Furo vollkommen verdeckte. Man hatte lediglich darauf zu achten, dass das Feuer gleichmäßig brannte. Als aber neue Kama-Formen entwickelt wurden und das Innere des Furo mehr und mehr sichtbar wurde, musste man anfangen, sich Gedanken über die Form der Asche zu machen.
Wärme im Winter, Frische im Sommer
"Was ist der geheime Hintergrund für die Verwendung des Furo im Sommer und des Ro im Winter?"
"Ruf im Sommer das tiefe Empfinden einer kühlen Frische und im Winter das einer geborgenen Wärme hervor".
Ganz generell kann man sagen, dass im Winter das Feuer eine herausragende Stelle einnimmt. Im Sommer dagegen wird im Furo das Feuer eher verborgen. Hier spielt die Asche eine Hauptrolle. Ihr kommt es zu, die Empfindung der Frische zu erzeugen.
風炉の炭 見る ことは なし見ぬとても見ぬこそ猶も見る心 なれ
Furo no sumi miru koto wa nashi minu totemo minu koso naomo miru kokoro nare
Die Holzkohle im Furo ist nicht zu sehen; weil sie leider nicht sehen zu sehen ist, sehen wir sie dem Herzen.
Rikyû Hyakushû
Feuer im Ro
Im Ro, der versenkten Feuerstelle spielt auch heute noch, ebenso wie in den Anfangszeiten des Tee in Japan die Form der Asche
eine untergeordnete Rolle. Sie wird locker in den Ro eingelegt und wie beiläufig werden kleine Hügel in den vier Himmelsrichtungen geformt, indem man die Asche mit den Feuerstäbchen von der Mitte her aufgehügelt: kleine Weltenberge. Wichtiger als die Aschenform ist hier das Legen der Holzkohle. Zunächst liegen drei kleinere, glühende Holzkohlen, die Shitabi in der Asche. Wenn der Gastgeber beginnt, die eigentliche Holzkohle zu legen, rutschen die Gäste an die Feuerstelle, um das immer wieder neu faszinierende Ereignis unmittelbar mitzuerleben, wie die Holzkohle im Feuer arrangiert wird und wie sofort das Feuer bei einer gut eingerichteten Feuerstelle und gut gelegter Holzkohle überspringt. Die frisch ins Feuer gelegte Kohle beginnt sofort zu knacken und zu knistern, wenn das Feuer übergreift. Die rote Glut des Feuers, das tiefe Schwarz der Holzkohlen, das strahlende Weiß der Eda-sumi und die Hügellandschaft der sorgfältig wie unabsichtlich arrangierten Asche bilden eine Landschaft von ergreifender Schönheit. So ist es nicht schwer, im Winter 'das Gefühl warmer Geborgenheit' zu erzeugen, wie es Rikyû formuliert hat
Im Yamanoue Sôji Ki, den Aufzeichnungen von Yamanoue Sôji (1544 - 1590), dem Weggefährten Rikyû' heißt es:
"Die Holzkohle muss in formaler Weise gelegt werden, aber die Asche wird so gelegt, dass die Form wie unbeabsichtigt wirkt."
Ascheformen im Furo
Anders als in der Winterfeuerstelle spielt die Holzkohle in der Sommerfeuerstelle,
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Asche im Furo: Nimonji oshikiri Wie Wellen am Strand |
dem Furo keine große Rolle. Sie dient lediglich zum Erhitzen des Wassers.
Man will den Gästen nicht unnötig in der ohnehin heißen Zeit das Feuer zeigen. Das eigentliche Feuer bleibt den Gästen deshalb weitgehend verborgen. Aber die Aschenform wird mit größter Sorgfalt gelegt. Dabei ist es wichtig, das Gefühl der Frische und Kühle zu vermitteln. Mit sehr viel Übung benötigt man für das Legen der Aschenform mindestens 20 bis 30 Minuten, Ungeübte brauchen bis zu einer Stunde.
Bevor die eigentliche Tee-Zubereitung beginnt, bewundern die Gäste die Aschenform im Furo, die der Gastgeber sorgfältig gelegt hat. Wenn der Gastgeber in Anwesenheit der Gäste die Holzkohle legt, zerstört er anschließend ganz bewusst diese vorbereitete Aschenform, indem er an der Vorderseite der Form eine Lücke aussticht, die nicht wieder repariert werden kann. Das zeigt die Einmaligkeit dieser Zusammenkunft.
Wellen am Strand
Im Chanoyu Kojidan ist eine Geschichte überliefert, wie Rikyû im Jahr 1590 Hideyoshi auf seinem Odawara Feldzug begleitete. Rikyû ritt zusammen mit Furuta Oribe entlang einer Küste. Beide waren tief beeindruckt von der frischen Schönheit dieser Landschaft und Rikyû meinte, dass es doch sehr schön wäre, diese wunderbare Landschaft auf irgend eine Weise im Chanoyu zu spiegeln. Aber Oribe hatte keine Idee, wie das zu bewerkstelligen wäre. Rikyû bemerkte: "Könnte man nicht die Asche im Furo wie die Wellen an diesem Strand formen?" Heute ist die Nimonji oshikiri die Standartform der Asche im Furo.
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Kan: Wasser |
Zunächst wird der Gotoku im Furo justiert. Er steht auf einer runden Keramikscheibe, die auf den Boden des Furo aufgelegt wird, damit der Ring des Goroku einen sicheren Stand bekommt. Die Höhe des Teekessels kann man justieren, indem Asche unter den Ring des Gotoku gegeben wird. Dann wird die Asche locker im Furo in Form von zwei parallelen Wellen aufgeschichtet und ohne jeden Druck glatt gestrichen. Dies erfordert viel Übung, eine absolut ruhige Hand und einen gleichmäßigen, tiefen und ruhigen Atem. Jeder Druck, jedes Zittern oder Rucken ist in der fertigen Aschenform erkennbar. Wenn man versucht, die Fehler, die durch eine unruhige Hand verursacht worden sind zu korrigieren, werden die Fehler immer schlimmer. Wird die Asche zu fest angedrückt, so kann das Feuer nicht mehr atmen und erlischt. Auf die Wellenform streut man ganz wenig weiße Asche aus den Samenkapseln des Fuji (Wisteria), die wie leichter Schaum auf dem Wellenkronen wirkt und so den Eindruck der kühlen Frische verstärkt.
Wenn die Aschenform fertig ist, schreibt man das I-Ging Zeichen für Wasser in die Asche. Dies ist bis heute die Erinnerung an den chinesischen 'Ding', bei dem die Zeichen für Wasser, Feuer und Wind eingeschrieben waren. Bei Lu Yu hieß es noch: "Oben Wasser, in der Mitte Feuer, unten Wind". Wenn der Wind das Feuer in der Mitte anbläst, kann es das Wasser oben im Kessel erhitzen. Heute wird das Zeichen für Wasser unter dem Feuer damit begründet, dass das Wasser unter dem Feuer das Feuer soweit eindämmt, dass kein Brand entstehen kann. Aber in Wahrheit sind Wasser und Feuer wesentliche Grund-Zeichen des I-Ging. Sind Wasser und Feuer im Gleichgewicht, ist der gesamte Kosmos im Gleichgewicht und 'Nahrung' entsteht - auch in geistiger Hinsicht.
Die beiden I Ging - Zeichen Wasser und Feuer ergänzen sich auf geheimnisvolle Weise.
Die starken und die schwachen Striche in beiden Zeichen sind genau komplementär verteilt. Sie ergänzen sich, je nachdem welcher Strich stärker ist, entweder zum Zeichen Himmel oder zum Zeichen Erde. Im 'Späten Himmel' des I Ging sind sie Stellvertreter von Himmel und Erde und sie ergänzen sich zu den beiden Grundzeichen, die den gesamten Kosmos repräsentieren.
Deutung des Nimonji
Abgesehen von der überlieferten Geschichte, als Rikyû mit Oribe am Strand entlang ritt und dort auf die Idee zu der Nimonji- Form der Asche kam, ist auch eine tiefergehende Deutung möglich. Hosokawa Sansai (1563 - 1645) schreibt 1668:
Es gibt mündliche Traditionen (über die Aschenform), aber schriftliche Aufzeichnungen sind kaum zu finden.
Alles, was mit dem Legen der Asche zu tun hatte wurde in mündlicher Form weitergegeben. Jemand, der nicht direkt durch mündliche Überlieferung die entsprechenden Unterweisungen erhalten hatte, konnte bestenfalls die äußere Form der Asche nachahmen, aber er verstand nicht den Sinn und die Deutung der Form. Andererseits versuchten Rikyû und seine Zeitgenossen, alle Anregungen, die sie bekamen, unmittelbar in ihre Praxis umzusetzen. In der Sekishû-Schule ist ein Text überliefert, der sich auf ein Erlebnis Rikyû's bezog:
Rikyû benutzte (eine besondere Form von Asche), nachdem er die heißen Quellen von Arima besucht hatte und dort nach einem Erdrutsch eine Mischung aus Steinen und Sand gesehen hatte. Er entschied, diesen Anblick in seinem Ro zu verwirklichen. Die Alten taten immer Dinge dieser Art: alles, was sie sahen, versuchten sie in ihrem Chanoyu zu verwirklichen.
Rikyû hat nicht nur Dinge, die er mit seinen leiblichen Augen gesehen hatte in seinem Weg des Tee verwirklicht, auch seine geistigen Auseinandersetzungen spiegeln sich in seinem Teestil wider.
Die Asche im Furo ist wie Wellen am Strand gestaltet. Die weiße Asche, Fujibai, wird wie leichte Schaumkronen auf dem Meer aufgesprenkelt. In die fertige Aschenform wird das I Ging Zeichen für Wasser eingeschrieben. Damit werden nicht nur Wasser und Feuer innig miteinander verbunden. Das eingeschriebene Wasser-Zeichen kennzeichnet die Asche als das Wasser selbst. Sie symbolisiert das Meer.
Der runde Furo, fast wie ein Kessel geformt, trägt in seinem Inneren das Meer, Umi 海. Das Schriftzeichen für Meer gibt die Bedeutung des Meeres wieder. Es ist aus drei Radikalen zusammengesetzt: vorn das Wasser, rechts oben der Mensch, darunter Mutter. 毎 mai: Mensch und Mutter bedeutet: Jeder, alle.
Das Wasser ist die Mutter, der Ursprung von Allem. Damit wird der Furo zu einem kosmischen Symbol des Ursprungs. Diese Symbolik wird noch verstärkt durch den Maekawarake, den Keramikscherben, der als 'Hitzeschild' zwischen den beiden vorderen Füßen des Gotoku angebracht ist. Er symbolisiert die Sonne, die über dem Meer aufsteigt. Wenn die Aschenform während der Holzkohlenlegung an der Vorderseite zerstört wird, sticht der Gastgeber vorsichtig ein Halbrund in der Form eines Halbmondes aus. Diese Form wird bei der letzten Kohlelegung mit weißer Asche wieder aufgefüllt, so das vollends der Halbmond entsteht. Sonne und Mond stehen als Yin und Yang über dem Urmeer. Später, bei der Holzkohlelegung wird das Drama von Zeugung, Geburt und Tod im Furo inszeniert.
Ästhetisch betrachtet ergibt sich im Inneren des Furo ein reizvolles Spiel von Formen. Der Kreis des Furo umschließt das ganze Bild. Der Dreifuß schaut mit seinen drei Klauen über die zwei Wellenkämme. Vorn erhebt sich das Rund des Maekawarake, der die Eins symbolisiert. Im Dao De Jing heißt es:
Aus dem Eins entsteht die Zwei, aus der Zwei die Drei und aus der Drei die zehntausend Dinge.
Entfernte Berge
Eines Tages im frühen Herbst wanderte Rikyû im Gebirge. Als er aus der Hitze des Tales auf der Passhöhe ankam, sah er weit in der Ferne einen Berg liegen, auf dessen Spitze schon Spuren von Schnee zu sehen waren. Bashô schildert eine solche Wanderung über den Pass in einem Haiku
雲雀より
空にやすらふ
峠哉 |
Hibari yori
Sora ni yasurau
Toge kana | Über der Lärche im Himmel ruhend. Hier, der Pass! |
Bashô ist auf den Bergpass gestiegen. Der Pass, Toge 峠 ist ein Weg in die Berge. Das Kanji zeigt den Berg, dahinter sind die Zeichen für 'unten' und 'oben' übereinander gestellt. Der Weg führt hinauf und auf der anderen Seite wieder herunter. Aber oben angekommen ruht Bashô in der Höhe. Er denkt zurück an die Ebenen, während er selbst hoch im Himmel ruht. Dabei denkt er an die Lärche, die weit unter ihm hoch über das Feld aufsteigt und im Himmel jubiliert. Aber jetzt, auf der Höhe ist er noch weit höher im Himmel als die Lärche. Bashô hat die Welt der Menschen, ihr Getriebe und ihre Enge weit hinter sich gelassen. Jetzt ruht er in der klaren Weite des Himmels.
Kana 峠哉 ist eine Art Ausruf, ein Ruf der Freude, der Überraschung, Toge kana - 'Oh, der Pass!'
Aus diesem Erlebnis gestaltete in der Furo-Asche er die Form des Tôyama - des entfernten Berges.
Maekawarake前土器
Zwischen den beiden vorderen Füßen des Gotoku wird ein kleiner runder Keramikscherben angebracht, der Maekawarake, der mit gepresster Asche fixiert wird. Seine Höhe wird so eingestellt, dass noch ein kleiner Abstand zwischen seiner Oberkante und der Unterkante des Kama hat. Die unmittelbare Funktion dieses Scherbens ist es, den Gastgeber vor der Hitze des Feuers zu schützen, es ist ein Hitzeschild. Hält man vor die Vorderseite des kompletten Furo, in dem das Feuer brennt eine Rauchquelle, z.b. eine Räucherkerze, so stellt man fest, dass eine starke Ventilation entsteht. Die aufsteigende Hitze streich entlang des Kama nach oben. Durch die vordere Öffnung des Furo wird Frischluft in die Holzkohle gezogen. Am Maekawarake teilt sich der Luftstrom und zieht rechts und links am Scherben vorbei, zieht dann über die vordere Kante der Aschenform nach innen und bläst, von der Seite kommend, das Holzkohlenfeuer an. Ohne diesen Scherben brennt das Feuer im Furo nicht so gut. Er ist also offenbar aus einer genauen Beobachtung des Feuers als notwendig erkannt worden.
Rikyû soll, nachdem er die Notwendigkeit eines solchen Scherbens erkannt hatte, nach einer
geeigneten Form gesucht haben. Noch heute wird an besonderen Festen in den Shintô-Schreinen Sake an die Besucher ausgeschenkt. Im Sake lebt der Geist des Kami. Trinkt man diesen Sake, so hat man teil an diesem lebendigen Geist. Man bekommt den Sake in kleinen, flachen, weißen Keramik-Schälchen serviert. Diese Schälchen repräsentieren die Sonne, die als Amaterasu die Urahnin des Tennô ist, sie sind aber auch ein Abbild des Kosmos, der sich rundet. Die Trinker umfassen vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger das gesamte Rund des Schälchens und formen mit den Mittelfingern eine gerade Linie, ein Ichi-monji 一文字. Auf diese Weise wird das Individuum, das EINS mit dem ALL verbunden, eine mystische Einheit von Eins und All entsteht. Damit dieser Vorgang nicht verunreinigt werden kann, wird das Trinkschälchen anschließend zerschlagen, es kann nie wieder gebraucht werden. Rikyû sah eines Tages solche zerbrochenen Scherben und hatte sofort die Idee, sie als Maekawarake zu benutzen. Seither wird dieser Scherben immer schon in der 'zerbrochenen' Form hergestellt.
Herstellung der Asche
Die frühen Teemeister haben sehr viel mit verschiedenen Aschen experimentiert. Rikyû bevorzugte für den Furo besonders feine Asche, die beim Trocknen der Teeblätter in Uji anfiel. Für den Ro nahm man eine Mischung aus feuchter Asche (shimeshibai 湿し灰 und seidiger Asche (fukusabai ふくさ灰).
Heute wird nur noch eine feine, seidige Asche ein nur ganz wenig weiße Asche aus Wisteria Samenkapseln für den Furo, und etwas grobere Asche für den Ro benutzt, die auch in feuchter Konsistenz vorbereitet wird.
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Furo Asche |
Ro Asche |
feuchte Asche |
Furo Asche
Die Asche wird zunächst mit einem feinen Sieb von allen groben Rückständen gereinigt und in einen Kübel gegeben. Der Kübel wird mit sehr Wasser aufgefüllt und die Asche heftig umgerührt. Der entstehende Schaum und die Rückstände, die nach oben steigen, werden abgeschöpft. Danach lässt man sich die Asche setzen und sie wird vorsichtig in ein anderes Gefäß abgegossen. Dabei bleiben die schweren Rückstände zurück. Dies wird solange wiederholt, bis das Wasser klar bleibt und keine Schwebstoffe mehr beim Rühren nach oben steigen. Nach dem Setzen der Asche wird das Wasser vorsichtig abgefüllt, die Asche auf einer Unterlage ausgebreitet und in der Sonne getrocknet. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt. Danach wird die trockene Asche, die nun etwa 60% des ursprünglichen Volumens hat mit einem feinen Sieb gesiebt, um letzte Körnchen oder Bröckchen, die beim Trocknen zusammengeklebt sind zu entfernen.
Nach jedem Gebrauch der Asche im Furo werden die Rückstände der verbrannten Holzkohle, Asche, feine Brocken und Kohlestückchen durch Sieben entfernt. Am Ende der Furo-Saison wird die Asche wieder gewaschen und trocken und dunkel aufbewahrt. Nach etlichen Jahren des Gebrauchs wird die Asche sehr fein und geschmeidig wie Seide und sie nimmt eine leicht grün-gelbliche Farbe an. Eine solche, im sorgfältigen Gebrauch gealterte Asche ist eine große Kostbarkeit im Teeweg.
Feuchte Ro-Asche - Shimeshibai
Die Ro-Asche wird zunächst genauso behandelt wie die seidige Furoasche, allerdings ist das Sieb, das man verwendet etwas grober und die Asche wird im noch leicht feuchten Zustand gesiebt. Im Sommer während der heißesten Zeit wird die Asche in einem speziellen Verfahren gefärbt. Zunächst wird die Asche wieder gewaschen und zum Trocknen auf einer alten Strohmatte ausgelegt. Eine Mischung von Bancha (billigem grünen Tee) und Nelken wird ausgekocht und die Lösung über die ausgebreitete Asche gesprengt, bis die Asche wieder gut feucht ist. Nach dem Trocknen wird sie über mehrere Tage hinweg mehrfach wieder mit der Lösung angefeuchtet und getrocknet, bis sie eine angenehm dunkle Farbe und eine weiche Konsistenz angenommen hat. Die nochleicht feuchte Asche wird wieder gesiebt und in Keramikbottichen versiegelt und bis zum Winter aufbewahrt.
Zum Gebrauch wird der Ro mit dieser dunklen, aber getrockneten Asche bis zur richtigen Höhe aufgefüllt. Die Asche wird mit den Feuerstäbchen geformt, indem man an den vier Seiten des Ro leichte Berge aufhügelt. Dann wird feuchte Asche darüber gesprenkelt, bevor die Shitabi gesetzt werden. Beim Legen der Holzkohle wird wieder etwas feuchte Asche in eine besonderen Weise aufgestreut.
Fujibai - Weiße Asche
Die weiße Asche aus den Samenkapselnder Wisteria wird benutzt, um sie vorsichtig und sparsam über die Aschenformen im Furo zu sprenkeln. Dort wirkt sie wie Schaumkronen auf dem Meer oder der erste Schnee in den Bergen. Bei der letzten Kohle-Legung wird die ausgestochene Form in der Vorderseite der Furoasche mit Fujibai wieder ausgefüllt - sie bildet die kühle Sichel eines Halbmondes. Die Asche wird durch das Verbrennen der Wisteria Samenkapseln oder aus getrockneten Zedernnadeln hergestellt. Diese Zedernnadelnasche wird auch bei der Herstellung von Räucherstäbchen verwendet. Die Asche ist so strahlend weiß, dass sie im chanoyu das Auge blenden würde, darum wird sie mit etwas seidiger Furoasche gemischt, wodurch sie einen angenehmen Schimmer erhält.
Stroh-Asche
Im Gegensatz zu den anderen Aschenarten kann Strohasche nicht gekauft werden, man muss sie
in einem sehr aufwändigen Prozess selbst herstellen. Diese Asche wird nur am Ende der Furosaison im Yatsuburo verwendet, der ein besonders rustikales Bild bietet. Sie wird in Form von ganzen Halmen gebrannt und auf die fertige Aschenform aufgelegt.
Um die Strohasche herzustellen, nimmt man Weizen- oder Gerstenstroh. In Japan benutzt man auch Reisstroh. Man sucht starke Halme aus, die in der geeigneten Länge geschnitten werden. Die Halmknoten werden dabei nicht benutzt. Die Strohhalme werden in starkem Salzwasser - etwa in der doppelten Konzentration wie Meerwasser - eingeweicht und wieder sorgfältig getrocknet. Dann werden die Halme nebeneinander in einer feuerfesten Keramikform aufgelegt und der Deckel bis auf eine kleine Öffnung mit Lehm verklebt. Der Behälter wird auf glühende Holzkohle gestellt und erhitzt. Dabei entweicht durch die kleine Öffnung der Rauch, der beim Verkohlen der Halme entsteht. Wenn es aufhört zu Rauchen, sollten die Halme verkohlt und fast ganz schwarz sein. Sie werden jetzt vorsichtig auf die richtige Länge gebracht und mit einer Pinzette auf die fertige Aschenform aufgelegt.
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