Ro 炉 - die versenkte Feuerstelle und Jizai
Mit der Entwicklung des wabi - Tee kam auch die versenkte Winterfeuerstelle in Gebrauch. Historisch ist die Entwicklung des Ro 炉 nicht sicher nachvollziehbar.
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Moderner Wohnraum mit zentraler Feuerstelle. |
Aber die Teemeister ließen sich von der Feuerstelle im einfachen Bauernhaus zu dieser veränderten Form anregen. Im Bauernhaus oder auch in den bürgerlichen Kaufmannshäusern war die Feuerstelle das Zentrum des Raumes. Sie war versenkt im Boden eingelassen. Der Fußboden des japanischen Hauses ist ohnehin etwas erhöht, damit die Feuchtigkeit und Kälte vom Boden nicht eindringen kann. In diesen erhöhten Boden wurde die Feuerstelle eingesenkt. In etwas komfortableren Häusern lagen auf dem Bretterboden Stroh-Tatami, die einen Ausschnitt für die Feuerstelle hatten. Die Feuerstelle selbst ist durch einen Holzrahmen abgetrennt. Auf einem weiten Bett von Asche brennt das offene Feuer.
Um sie herum versammelte sich die ganze Familie. An den kalten Winterabenden saß man um das Feuer herum. Dort wurde das Essen gekocht, die alten Leute flochten Strohsandalen oder Strohstiefel für den Schnee oder verrichteten andere Handarbeiten und viele Geschichten wurden erzählt. Auf diese Weise war die Feuerstelle das Lebenszentrum des Hauses.
Noch Jun'ichiro Tanisaki (1886 -1965) beschreibt in seinem "Lob des Schattens" welche Probleme er hatte, in seinem neuen, im traditionellen Stil gebauten Haus eine Heizung einzubauen.
"Besonderes Kopfzerbrechen aber bereitete mir das Entwerfen der Heizung. Denn unter allem, was die Bezeichnung 'Ofen' trägt, gibt es keine einzige zu japanischen Räumen passende Form. .... Ein Ausweg besteht darin, dass man Heizkörper ... unter einem tiefen Regal anbringt.
Doch es kommt keine winterliche Stimmung auf, wenn die Röte des Feuers unsichtbar bleibt, und das ist auch dem Zusammensitzen im trauten Familienkreis abträglich. Nach mancherlei Überlegungen ließ ich eine große zentrale Herdstelle einbauen, wie man sie in Bauernhäusern findet ... Diese Einrichtung eignet sich sowohl zum Wasserkochen wie zum Heizen des Zimmers.."
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Kaufmannshaus in Takayama
Die 'Empfangshalle' Die große zentralen Feuerstelle in dem erhöhten Boden
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In der sehr großen Feuerstelle der Bauernhäuser brannte auf einem Aschenbett ein offenes Feuer. Der entstehende Rausch zog in die weiten Dächer und verschwand durch Ritzen und Spalten nach außen. Der Rauch diente gleichzeitig dazu, Schädlinge zu vertreiben. Als man in den Bauernhausmuseen, die in den ländlichen Gegenden errichtet wurden die Bauernhäuser wieder aufbaute, stellte man sehr schnell fest, dass die offene Feuerstelle unbedingt nötig ist, weil sich sonst sehr schnell ein Schädlingsbefall einstellte.
Aber was macht man mit dem Rauch in einem modernen Haus? Tanisaki löste dieses Problem, ästhetisch wohl doch etwas fragwürdig, durch 'elektrische Kohle', die das Flackern des Feuers imitierte.
Auch in den Kaufmannshäusern war die Feuerstelle wichtig. Hier versammelte sich nicht nur die Familie, auch die Kunden kamen, und am Feuer sitzend, wo der Tee gekocht oder die Suppe bereitet wurde, konnte man in angenehmer Atmosphäre die Verkaufsverhandlungen führen.
Verwendung des Jizai
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Mönche am Fluss bei der Teezubereitung |
Der Wasserkessel hing über der Feuerstelle an einem Jizai, 自在, wörtlich etwa "nach eigenem Willen". Der Jizai ist eine Vorrichtung mit einem Haken, die unter der Decke befestigt wird und mit dem man die Höhe des Kessels über der Feuerstelle nach Belieben einstellen kann. In den Bauernhäusern hatte der Jizai teilweise gewaltige Ausmaße, weil ja eine Großfamilie bekocht werden musste und die Kessel dementsprechend schwer waren.
In frühen Darstellungen sieht man Mönche, die in freier Natur ihren Tee zubereiten. Der Teekessel hängt dabei mit Hilfe eines Jizai, der in einem Baum befestigt ist in der richtigen Höhe über der Feuerstelle.
Jizai im Teeraum
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Tsurigama hängender Kama hier wird statt des Bambus-Jizai eine Kette verwendet |
Die Teemeister übernahmen die Feuerstelle des Bauernhauses, weil sie die warme und herzliche Atmosphäre des Feuers schätzen. Allerdings ist der Teeraum sehr viel kleiner als ein Bauern- oder Kaufmannshaus. Außerdem kocht man an der Feuerstelle nicht das Essen sondern nur das Wasser für den Tee. Deshalb wird die Feuerstelle sehr viel kleiner als im Bauernhaus. Die Rauchentwicklung bleibt aus, weil man nur sehr gut hergestellte Holzkohle für das Feuer nahm, sodass es keine Rauchentwicklung im Raum gibt. Anfangs wurde die versenkte Feuerstelle im Teeraum immer zusammen mit dem Jizai verwendet, heute benutzt man gerne auch eine Kette, die an der Decke befestigt ist.
Der Teemeister Oribe war derart von dem an der Kette hängenden Teekessel begeistert, dass er einen speziellen Teeraum entwarf, in dem er den Kessel das ganze Jahr über hängend verwendete.
Tsurigama im März
Allerdings ist es heute üblich geworden,
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Un-Ryu-Kama
'Wolkendrachen - Kama Rikyû-Stil |
den hängenden Teekessel über dem Ro nur im März zu verwenden. Der Grund liegt in der Harmonie mit den Jahreszeiten.
Die versenkte Feuerstelle ist die einzige Heizung im Teeraum. Im tiefen Winter bei großer Kälte benötigt man entsprechend dicke Holzkohlen, die genügend Wärme abgeben, um den Raum zu heizen. Dann muss aber auch der Wasserkessel entsprechend groß sein und viel Wasser fassen, damit das Wasser nicht zu heiß wird oder gar kocht. Also verwendet man hier einen sehr großen Kama, der viel zu schwer wirkt, als dass man ihn aufhängen möchte. Im März, früher eigentlich im dritten Mond - Monat, was also etwa eher Ende März oder gar schon April entspricht, wird es allmählich wärmer, und dicke Holzkohlen im Ro geben zu viel Hitze ab. Darum werden dünnere Holzkohlen gewählt, die aber das Wasser in einem großen Kama nicht mehr genügend erhitzen können. Der benötigte kleine Kama sieht im relativ großen Ro sehr unproportioniert aus. Deshalb liebt man es, ihn am Jizai oder der Kette aufzuhängen.
Sukigigama im April
Im vierten Monat wird es nun so warm, dass man die Feuerstelle möglichst weit abdecken möchte. Man wählt einen Kama mit einem sehr großen Durchmesser und einem breiten Rand, mit dem er, auf kleinen Holzstückchen aufliegend direkt auf dem Ro liegt und damit fast die gesamte Feuerstelle verdeckt. Damit die dünne Holzkohle das Wasser erwärmen kann, ist der Sugiki-kama sehr flach gestaltet, so dass er trotz des großen Durchmessers nur wenig Wasser enthält.
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