Herkunft des Gotoku
 

Der Wasserkessel, der Kama steht heute fast immer auf einem Dreifuß, dem Gotoku über der Holzkohle, sowohl in der Sommerfeuerstelle, dem Furo als auch in der Winterfeuerstelle, dem Ro. Bei dem ursprünglichen chinesischen karamono Furo bildeten Furo und Kama eine Einheit und der Kama saß passgenau auf dem Furo. Damit war ein besonderer Dreifuß für den Kama nicht nötig. Auch als man begann, die schlichte versenkte Feuerstelle zu benutzen, war kein Dreifuß erforderlich, weil man den Kama nach bäuerlichem Vorbild mit einer Kette oder dem Jizai über dem Feuer aufhängt. Das hatte den Vorteil, dass man die Höhe des Kessels über dem Feuer nach Belieben einstellen konnte.
Wie es zu der Verwendung des Dreifußes kam, berichtet eine kleine Geschichte aus dem 'Chadô Yoroku' (1691) von Yamada Sôhen, einem Schüler Sôtan's. Diese Geschichte erklärt zugleich den seltsamen Namen für den Dreifuß - Gotoku 五徳 bedeutet: 'fünf Tugenden'.

Gotoku - die 'Fünf Tugenden'

Eines Tages las ein Mönch ein Buch über die sechs Tugenden, als er sich einen Tee zubereiten wollte. Er fand einen eisernen Ring, der auf drei Füßen über dem Feuer stand und er stellte den Wasserkessel auf diesen Ring. Aber so konnte er die Temperatur des Wassers nicht richtig regeln. Also erfand er eine Vorrichtung, mit der er die Höhe des Kessels über dem Feuer einstellen konnte. Diese Vorrichtung wurde später Jizai 自在 genannt, frei übersetzt 'nach eigener Bestimmung'.
Die erste der sechs buddhistischen Tugenden ist Jizai. Avalokiteshvara, der Boddhisattva des Mitleides heißt auf Japanisch Kan-Jizai Bosatsu
観自在 菩薩. Das Hanya-Shin-Gyou, wohl das bekannteste Sutra Japans beginnt mit der Anrufung des Kanjizai-Bosatsu. Das Wort - Spiel mit der buddhistischen Bedeutung dürfte jedem Buddhisten deutlich sein. Weil die Liste der sechs Tugenden Rokutoku 六徳 mit Jizai beginnt, bleiben noch 'Fünf Tugenden' Go-toku 五徳 übrig und in einem Spiel mit der Bedeutung nannte man den Dreifuß später Gotoku, weil auch er ausreichende 'Tugenden' hat, um den Wasserkessel über dem Feuer anbringen zu können.

Frühe Verwendung des Gotoku

Ro-Kama mit Gotoku
In der Anfangszeit gab es keine festen Regeln für die Benutzung des Gotoku. In den Aufzeichnungen der Matsuya Familie aus Nara ist die älteste bekannte Nutzung eines Gotoku im Teeraum überliefert. Bei einer Teezeremonie im Tôdaiji im Jahre 1536 wird eine hängender Teekessel über einer versenkten Feuerstelle, dem Ro notiert. Im Jahr 1542 wurde ein hängender Kessel über einem Furo, der auf einem viereckigen Brett stand notiert. Eine solche Anordnung würde heute auf keinen Fall mehr verwendet. Es gab in den frühen Zeiten also offenbar keinen Standart über die Verwendung der Feuerstelle. In den selben Aufzeichnungen ist auch die erste Verwendung des Gotoku überliefert. Im dritten Monat des Jahres 1556 wurde ein hängender Kama und gleichzeitig ein Gotoku im Ro verwendet, was eigentlich überflüssig ist. Es könnte sein, dass man damals den Gotoku als so interessant empfand, dass man ihn trotz der Hängevorrichtung zusätzlich nutzte, obwohl das keinen Sinn ergibt.

Formen des Gotoku

Früher gab es eine ganze Reihe von unterschiedlichen Formen, heute sind zwei Standarttypen übrig geblieben. Es gab:
  • ko-zume
  • Rikyû-gata
  • kamo-zume
  • Satsumaya-gata
  • naga-zume
  • Hôren
  • 小爪:
    利休形:
    鴨爪:
    サツマヤ形
    長爪:
    法蓮:
    kleine Klauen
    Rikyû - Form
    Enten-Klauen, Enten-Fuß
    Satsumaya-Form
    lange Klauen
    Hôren - Form
Die Hôren Form heißt in diesem Fall nicht nach dem Lotossutra
Furo Gotoku
(myô Hô Ren ge kyô:
Hô Ren - das Gesetz des Lotos) sondern nach dem Ort Hôren in der Provinz Nara, in dem diese Art des Gotoku hergestellt wurde. Die Füße des Hôren-Gotoku konnten sogar mit Hilfe einer Vorrichtung in der Höhe verstellt werden. Heute wird die Höhe des Kama über dem Feuer eingestellt, indem man den Gotoku mit Asche unter dem Ring justiert. Heute verwendet man zwei verschiedene Standartformen für den Gotoku. Für den größeren Ro-Kama ist der Gotoku naturgemäß etwas größer als der für den kleineren Furo-Kama. Außerdem ist der Metallring des Ro-Gotoku ungeteilt, währende der kleinere Furo - Gotoku geteilt ist.

Ausrichtung des Gotoku

Spätestens seit Sen Sôtan wird sorgfältig auf die Ausrichtung des Gotoku im Feuer geachtet. Einer der Drei Füße muss eine festgelegte Ausrichtung haben. Beim Furo zeigt die mittlere Klaue des Gotoku nach vorn, Richtung Gastgeber. Dadurch liegen die Holzkohlen mit der Dô-zumi, der 'Erd-Kohle' parallel zum Gastgeber. (Bild)
Bei der versenkten Winterfeuerstelle, dem Ro kommt es auf die Konstruktion des Raumes an. Es gibt prinzipiell acht verschiedene Stellen, an denen der Ro angebracht werden kann, vier Stellen im normalen Raum und spiegelverkehrt vier Stellen im Seiten-Verkehrten Raum, dem kyaku-gate-chashitsu. Zwei der vier möglichen Positionen sind innerhalb der Tatami des Gastgebers und zwei außerhalb dieser Tatami. In dem schon erwähnten Chadô yoroku von Yamada Sôhen, dem Schüler Sen Sôtan's heißt es:

"Wenn der Ro außerhalb (der Tatami des Gastgebers) liegt, zeigt eine der Gotoku-Krallen in Richtung 'kamiza' 上座 rechts bzw. links vom Gastgeber. Liegt er innerhalb, zeigt die Kralle, genauso wie beim Furo in Richtung Gastgeber, unabhängig von der Richtung des 'kamiza'."

Kamiza 上座, der 'obere Sitz(platz)' ist der Platz für den Ehrengast, der in aller Regel neben den Tokonoma liegt. Im normalen Teeraum liegt er rechts vom Gastgeber, im seiten-gedrehten Raum links. Auf dem Bild erkennt man die drei Klauen des Gotoku, dazwischen liegen die Holzkohlen. Die rechte Klaue zeigt in Richtung Kamiza, also zum Ehrengast hin. Die große Do-sumi liegt etwas gedreht zwischen den zwei rechten Klauen des Gotoku.

 

 


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