Tanaka Sôkei - Selbstbewußtsein als Künstler
Der Keramiker Tanaka Sôkei arbeitete in der gleichen Zeit wie Chôjorô. Einige seiner Arbeiten sind eindeutig als sein Werk zu identifizieren, weil er sie mit einem Stempel gesiegelt hat. Zwar zeigen die Raku-Siegel immer das selbe Schriftzeichen, durch den individuellen Stil können sie aber jeweils einer bestimmten Person zugeordnet werden.
Ein Weihrauchbrenner von Sôkei in Form eines Löwen aus dem Jahr 1595 trägt eine eingravierte Inschrift: 60 Jahre alt - "Tanaka tenka ichi Sôkei" 田中 天下一 宗慶. Stolz bezeichnet sich der sechzigjährige Sôkei als "der erste unter dem Himmel - tenka ichi.
Damit tritt er selbstbewußt aus der Anonymität des Shokunin, des namenlosen Handwerkers heraus und versteht sich als individueller Künstler. Die zeitgleichen Keramiker, die in Seto oder Mino arbeiten, bleiben in der Anonymität. Ihre Ware stellt einen Typus dar und kann eben als Ware aus Seto gekennzeichnet werden. Raku-Keramik stellt damit eine Besonderheit dar: sie ist ein bestimmter Typ von Keramik, die nur von individuell bekannten Mitglieder einer bestimmten Familie hergestellt wird.
Damit vollzieht sich in Japan eine ähnliche Entwicklung wie im Abendland. Dort war etwa die Malerei ein Handwerk, das in Zünften organisiert war. Der Meister prägt zwar mit seiner Handschrift die Arbeit der Werkstatt, die einzelnen Arbeitsgänge werden aber von anonymen Handwerkern ausgeführt. Erst ein Michelangelo oder ein Dürer verstehen sich als individuelle Künstlerpersönlichkeiten. Tanaka Sôkei vollzieht diese Entwicklung vom Shokunin zum Künstler im Bereich der japanischen Keramik.
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Schwarzer Raku Chawan: Tengu
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Schwarzer Raku Chawan
"Tengu"
Tanaka Sôkei authentisiert von Genpaku Sôtan
im Besitz der Omotesenke
D.: 11,3 - 11,8 H.:8,7 D.Fuß: 5,7
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Die Form dieser schwarzen Schale gehört in die gleiche Gruppe, wie die Schale "Shunkan" oder "Ômokage". Der Körper ist sehr lebendig geschwungen, die Hüfte ist nicht nur leicht eingezogen sondern rundherum stark ausgeprägt. An der Oberseite etwa 1/3 der Gesamthöhe vom oberen Rand entfernt gibt eine tief ausgearbeitete Eindrehung eine sehr dynamische Aufteilung der Schale. Dadurch wird der sehr geschwungene Trinkrand deutlich vom Körper abgesetzt. Diese Eindrehung gibt der Schale zwar eine starke Expressivität, sie teilt den Körper aber nahezu im goldenen Schnitt, so daß die Expression in einer ausgeprägten Harmonie aufgehoben ist. Die Farbe der Schale spielt zwischen einem dunklen Rotbraun und Schwarz und gibt ihr eine starke Lebendigkeit.
Trotz fast explosiver Expressivität ruht die Schale völlig in sich und strahlt Ruhe und Harmonie aus.
Die Unterseite zeigt, daß sich die Schale völlig von auf der Töpferscheibe gedrehten Vorbildern gelöst hat. Ihre Asymmetrie wirkt sich nicht nur auf den Körper aus, auch der frei geformte Fuß ist ohne jede Symmetrie. Sogar die Breite des Fußrandes verändert sich sehr stark. Die Asymmetrie des Fußes ist leicht gegen die des Körpers verdreht, so daß sie sich beim flüchtigen Hinsehen gegeneinander aufzuheben scheinen: die Schale wirkt, als wäre sie ausgewogen rund. Eine wesentliche Änderung gegenüber der "Chôjiro-Ware" ist der Stempel, mit der das Werk signiert ist. Der Stempel zeigt das Schriftzeichen 楽 "Raku", das sowohl Musik als auch Komfort, Behagen und Ruhe bedeuten kann.
Hidejoshi hatte diesen Namen von seinem Palast "Ju-Raku-Dai" genommen und den Gebrauch des Siegels gestattet. Welcher Name könnte dieser Stein gewordenen Harmonie und Ruhe besser entsprechen?
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Tengu Tanzmaske |
Tengu, in China ursprünglich "Himmels-Hunde" (Tien-gu), sind dämonische Wesen mit roten Gesichtern und langen Nasen, die in den wilden Bergen hausen. Bevorzugt leben sie in den Bergen von Kurama, einem Bergdorf in der Nähe von Kyôtô. Anders als andere Geister haben sie Füße, d.h. sie stehen fest auf dem Boden der Wälder, in denen sie leben. Die Yamabushi - "Bergkrieger", Einsiedler, die sich in die Berge zurückgezogen haben, um dort ihren religiösen Übungen nachzugehen, haben häufig Kontakt mit den Tengu, von denen sie eine Menge nützliche Ding, unter anderem auch ihre Heilkunst lernen. Auch Krieger, die sich in die Berge zurückziehen und den Tengu freundlich begegnen, lernen viel von ihnen. Minamoto-no-Yoshitsune (1159-1189), der lange im Tempel von Kurama gelebt hatte, soll von den Tengu seine herausragende Fechtkunst gelernt haben, so daß er sogar den berühmten und bisher unbezwungenen Benkei auf der Gôjô-Brücke besiegen konnte.
Die Tengu, etwas wilde und rauhe Wesen, die in der Natur leben, können, wenn man ihnen mit friedlicher Absicht begegnet, alles schenken. |
Der Keramiker Tanaka Sôkei
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Tanaka Sôeki (Rikyû)
von Hasegawa Tôhaku Auftraggeber: Tanaka Sôkei |
Das berühmte Portrait Tanaka Sôeki's (Rikyû), das in Fushin-An (Omotesenke) aufbewahrt wird, wurde 1595 von Hasegawa Tôhaku angefertigt. Die Beschriftung stammt von Shun'oku Sôen vom Sangen In, einem Subtempel des Daitôkuji in Kyoto. Sie besagt, daß das Werk "von Sôkei, dem Getreuen Anhänger Rikyû's" in Auftrag gegeben wurde. Diese Art von Portrait wurden in der Regel von Kindern oder engen Verwandten von einflußreichen Toten zu deren Totengedenken in Auftrag gegeben. Das legt nahe, daß der "getreue Anhänger Sôkei" ein Sohn oder mindestens enger Verwandter Rikyû's war.
Es ist nicht sicher, wer diese Sôkei war. Vermutlich aber war es der Keramiker Tanaka Sôkei, der dem Toten Tanaka Sôeki (Rikyû) diese Ehre erwies. Er trägt den gleichen Namen Tanaka, der in der Sen-Familie üblich war und der auch der bürgerliche Name Rikyû's war.
Auf grund der Inschrift auf dem Weihrauchbrenner von 1595 ist klar, daß Sôkei 15 Jahr jünger war als Rikyû. Es ist nicht auszuschließen, daß er ein Sohn Rikyû's war. Sein Sohn Jôkei ist der Vater des ersten Kichizaemon, des Begründers der langen Raku-Tradition, nach der das jeweilige Oberhaupt der Familie diesen Namen trägt. Chôjiro (der ältere oder ein jüngerer Chôjiro der zur zweiten Generation gehört ?) ist mit seiner Enkelin verheiratet, die nach dem Tod ihres Mannes selbt Keramiken herstellt.
Nach einer anderen Tradition ist Sôkei kein Sohn Rikyû's. Dieser hat ihm vielmehr aus Respekt vor seinem Werk seinen Namen verliehen und damit praktisch in die Familie geholt. Wie dem auch sein, sicher ist, daß die Raku-Keramik in engsten, vielleicht familiärer Beziehung zu Rikyû entstanden ist:
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