von sensei » Dienstag 2. Februar 2010, 22:14
Es gibt eine Geschichte von Rikyû über wabi, die vielleicht ganz gut hierher passt.
Einer seiner Schüler hatte in einem Tempel weit in den Bergen eine alte Tür gefunden, die er in seinem Teehaus einbaute als Element des wabi. Rikyû war überhaupt nicht begeistert:
"Du hast diese Tür mit einem ungeheuren Aufwand von Geld und Material von weit her hierher transportieren lassen. Das ist dann kein wabi.
Mit anderen Worten: wenn wir mit Gewalt nur Japanische Zutaten oder frischen Meeresfisch verwenden, obwohl der an unserem Wohnort nur schwer zu beschaffen ist und sehr teuer ist, dann ist das kein wabi.
Wenn es keinen frischen Seefisch gibt, dann nimmt man eben Süßwasserfisch.
Unweit vom Myoshinan ist eine Fischzucht, die wunderbare frische Fische hat, die in dem klaren und unverseuchten Wasser eines kleinen Baches leben. Den fangfrischen Bachsaibling kann man in einer Mischung aus Dashi, Mizo und Ingwer ganz langsam köcheln. Der fertige Saibling wird ausgelöst und mit etwas Ingwer garniert, den man ja inzwischen selbst hier auf dem Dorf bekommen kann.
Köstliches Essen!
Aber wie Ikkyu geschrieben hat, würde ich nicht versuchen, den Saibling zu Sashimi zu verarbeiten.
Eine andere Geschichte von Rikyû ist sicher auch sehr interessant.
Er war von seinem Sohn Dôan zu einem Chaji eingeladen. Als er kam, sah er Dôan im Garten, wie er frische Winterrüben erntete. Rikyu dachte, dass dies eine ganz wunderbare Idee sei, die frisch vor den Augen der Gäste geernteten Rüben beim Essen zu servieren. Aber er wartete vergeblich auf die Rüben. Stattdessen servierte Dôan teuren Seefisch, der von weit her kam. Verärgert fragte Rikyû seinen Sohn, wieso er die Rüben nicht serviert hatte. Dôan erklärte, dass er nicht derart simples Essen servieren wollte. Aber Rikyû schalt ihn und meinte, was könnte es besseres geben als solche frisch geernteten Rüben, von denen der Gast noch gesehen hat, wie sie geerntet wurden.
Also: einfachstes frisch geerntetes regionales Essen - und wenn es Winterrüben sind - entspricht am ehesten dem wabi Ideal des Tee.
CHA ZEN - ICHI MI / Tee und Zen: EIN Geschmack