von ikkyu » Freitag 23. Oktober 2009, 11:46
In der indischen Schrift "Tripura Rahasya" wird ausführlich das samadhi diskutiert.
Bemerkenswert finde ich dabei, dass dort ganz alltägliche Erlebnisse des samadhi genannt sind, so z.B.:
wenn man außer sich ist vor Freude, wenn man einen geliebten Menschen umarmt, wenn man allein unterwegs ist und plötzlich eine große Gefahr auftaucht, wenn ein Mann vom plötzlichen und unerwarteten Tod seines eben erfolgreichen Sohnes hört.
Mir scheint, dass bei allen diesen Erfahrungen das Bewußtsein leer ist, sei es vor Schreck oder vor Freude. Man denkt nicht mehr und man handelt auch nicht. In der plötzlich auftauchenden Gefahr erstarrt man zwar, aber man ist absolut wach, obwohl das Denken still steht.
Im Tripura wird erläutert, dass es drei Bewußtseins Zustände gibt: Wachen, Träumen und Tiefschlaf. Das Bewußtsein wird dort mit einem Spiegel verglichen. Im Tiefschlaf ist der Spiegel schwarz. Im Traum werden unentwegt Bilder erzeugt, von denen man aber irgendwie weiß, dass sie nicht echt sind. Das Wachbewußtsein funktioniert genau so wie der Traum, nur dass man meint, dass die Bilder echt seien.
Samadhi ist dann ein Zustand, in dem man wach ist, aber keinerlei Bilder mehr erzeugt werden.
Soweit ich das sehe, gibt es neben dem "alltäglichen Samadhi" noch ein universales Samadhi, in dem die Einheit mit dem Universum erlebt oder vielmehr eigentlich nicht mehr erlebt wird. Es geht also um die Aufhebung der Dualität.
Ich denke, dass das Wort: "Nicht Gast - Nicht Gastgeber" einen Zustand meint, in dem im Samadhi die Einheit von Gast und Gastgeber erlebt wird.