Ich denke nicht, dass das Problem der Adaption so sehr bei denen liegt, die begeistert die japanische Kultur aufnehmen. Ebenso liegt es nicht an der Umwelt und den Nicht-Zen Leuten in Europa. Die haben die Zen-Künste längst als etwas Anerkennenswertes angenommen.
Die Ängste liegen viel mehr auf der Geberseite.
Ich habe erlebt, wie ein japanischer Meister eine Sho Ausstellung in der VHS besucht hat. Er schaute sich das Geschriebene interessiert an. Plötzlich schreckte er geschockt zurück, als er auf einem Blatt drei rote Stempel entdeckte. "DAS DARF MAN NICHT!" Der Schreiber hat ja überhaupt keine Berechtigung, drei Stempel zu führen!
Dann, nach einer langen Zeit des Überlegens: "Ach so, wir sind in Deutschland!"
In den traditionellen Künsten ist es noch nicht lange her, dass die Lehrer bei der Übergabe der Lehrbefugnis einen Eid ablegen mußten, dass sie die innersten Geheimnisse ihrer Schule nicht an Andere weiter geben werden. Manch traditionell gesinnter japanischer Lehrer verhält sich noch heute nach diesem Kodex.
"Unsere Kunst ist nicht für die Gaijin!"
Ich habe einmal einen Wutausbruch einer japanischen Teelehrerin erlebt, die Ausländer unterrichten sollte. Mit immer lauter werdender Stimme beschimpfte sie die Gruppe und ihre Worte wurden immer lauter und schneller. Das Einzige, was ich mitbekommen habe war, dass sie meinte, wenn wir nicht einmal richtig Japanisch könnten, sollten wir nach Hause gehen und uns von den ausländischen Lehrern unterrichten lassen. Dann knallte sie die Schiebetür mit einer solchen Wucht zu, dass das ganze Teehaus wackelte.
Auf der anderen Seite gab es auch einen Lehrer aus einer sehr alten und traditionellen Teefamilie, der mochte keine Japaner unterrichten: "Die trauen sich nie, zu fragen!"
Das Problem lliegt also bei manchen Schulen in der Verkrustung der alten Strukturen. Aber das ist ein japanisches Problem! Damit aber auch ein Problem der Weitergabe an den Westen.