SUMITORI - Behälter für Holzkohle
 

Beim Legen der Holzkohle verwendet man einen besonderen Behälter, in den die Kohle gelegt wird. In den 100 Gedichten Rikyû's zum Teeweg gibt es dazu zwei spezielle Gedichte:

炉のうちは
炭 斗 瓢
柄の火箸
陶子香合ねり香
としれ 
Ro no uchi wa
sumitori hisago
e no hibashi
toki kogo neriko
to shire.
Im Ro:
Sumitori aus Flaschenkürbis
Feuerstäbchen mit (Holz-)Griff
Keramik Kôgo und Neriko!
Das wisse!

風炉のとき
炭は菜籠 に
かね火箸
ぬり香合に
白檀をたけ     
Furo no toki
sumi wa sairo ni
kane hibashi
nuri kogo ni
byakudan o take.
In der Furo-Zeit:
Holzkohle in einem Gemüsekorb
Metall-Feuerstäbchen
lackiertes Kôgo
und im Feuer Sandelholz

Sumitori für den Ro
Die Holzkohlen sind in der Furo-Saison kleiner als im Winter während der Ro-Saison.
Sumitori für den Ro
einem Flaschenkürbis

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Nach den beiden Gedichten aus den Hyakushû kann man im Winter einen Sumitori aus einem großen Flaschenkürbis und im Sommer einen Gemüsekorb verwenden. Der Behälter aus einem Flaschenkürbis vermittelt ein ganz besonderes Gefühl von wabi und passt damit ganz besonders zur intimen Stimmung der versenkten Feuerstelle. Der Flaschenkürbis kann auch innen lackiert sein oder mit schwarzem Papier ausgelegt werden.
Sumitori aus Flaschenkürbis
Gengensai gonomi
Ein Handgriff ist stehen geblieben
um die Wand vor der Verschmutzung durch die Holzkohle zu schützen. Besonders frisch sieht der Kürbis aber ohne Papier aus.

Gengensai hat einen Kürbis-Sumitori verwendet, der so ausgeschnitten war, dass ein Henkel stehen geblieben ist.

Rikyû hat diesen Flaschenkürbis als Sumitori eingeführt, um den wabi - Stil des kleinen Teeraumes besonders zu unterstreichen. Heute ist es allgemein üblich, auch in der Ro-Saison einen Behälter aus Korb zu verwenden. Rikyû verwendete im Sommer einen Gemüsekorb für die Holzkohle, weil dieser Korb zur kühlen frischen Atmosphäre passt, die in der heißen Jahreszeit erzeugt werden soll.

Die anderen Utensilien sind der jeweiligen Jahreszeit bzw. der Stärke des Feuers angepasst. Bei der starken Hitze, die im Winter erzeugt wird, sollten die Stäbchen, mit denen man die Holzkohle handhabt einen Holzgriff haben, um die Übertragung der Hitze zu vermeiden. Bei der starken Hitzeentwicklung im Ro würden die Blättchen aus Dufthölzern wie z.B. Sandelholz zu leicht brennen und einen unangenehmen Geruch verbreiten. Darum wird im Ro seit Rikyû nur Neriko verwendet.
Der Nerikô, der geknetete Kô enthält Honig, Öl und Feuchtigkeit und verbrennt nicht so leicht in dem Feuer. Der Behälter für den Nerikô, den Duft sollte im Winter aus Keramik sein, weil der Neriko Feuchtigkeit und Öle enthält und Flecken auf einer lackierten Oberfläche hinterlassen könnte. Seit der frühen Edozeit ist es üblich, den Nerikô nur im Ro zu benutzen so wie es in den bei den Hyakushû gesagt ist. Seit dieser Zeit werden die Keramik - Behälter für den Kô ausschließlich für Nerikô und die lackierten Kôgo für die Blättchen aus Dufthölzern genommen.

Sumitori aus Korb

In den Rikyû - Gedichten wird die Verwendung eines Korbes auf die Furo - Saison beschränkt. Das enspricht aber nicht mehr der heutigen Praxis. Eigentlich kann jedes Behältnis von geeigneter Größe benutzt werden. Vermutlich hat Rikyû für den Furo einen Gemüsekorb verwendet, weil das Gemüse eben in dieser Zeit geerntet werden kann und damit die Assoziation an die Ernte geweckt wird.
Im Winter, während der Ro-Saison spielt das Feuer eine große Rolle, weil es den Raum erwärmt und das Gefühl von wohliger Nähe vermittelt. Darum sollte der Korb auch so gewählt werden, dass die Holzkohlen gesehen werden können. Der Durchmesser muss selbstverständlich den größeren Kohlen angepasst sein, aber die Höhe des Korbes kann relativ niedrig gewählt werden. So können die Gäste die Holzkohlen gut sehen. Die Holzkohle wird mit den Feuerstäbchen aus dem Korb genommen und in die versenkte Feuerstelle gelegt. Wenn der Korb nicht zu hoch ist, muss die Kohle nicht so hoch gehoben werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Kohle unter Umständen aus den Stäbchen rutscht und herunterfällt.

Um den losen Kohlenstaub zu entfernen wird die Holzkohle vor der Verwendung im Teeraum gewaschen und wieder getrocknet. Andernfalls könnten sich Staubpartikel entzünden un in einer kleinen Explosion Funken sprühen. Das würde die Konzentration und Stille im Teeraum empfindlich stören. Dennoch können sich bei der Handhabung der Kohle kleine Partikel lösen, die durch das Gitter des Korbes auf die Tatami fallen würden. Darum ist der Korb für die Holzkohlen innen mit Papier oder Papiermaché ausgekleidet. Bei der Verwendung eines Kürbis als Sumitori erübrigt sich diese Maßnahme.

Sumitori für den Furo
Ein Gemüsekorb, wie ihn Rikyû für die Verwendung in der heißen Furo-Saison empfiehlt, vermittelt das Gefühl von luftiger Frische. Der Korb ist im Durchmesser kleiner als in der Ro-Saison, weil auch die Kohlen kleiner sind. Zugleich wählt man einen höheren Korb, damit die Gäste die Sumi nicht sehen können. Man sollte im Sommer alles tun, um das Gefühl von Frische und Kühle zu vermitteln. Der Anblick der Kohlen rückt im Sommer das Feuer zu sehr in die Aufmerksamkeit und sollte so weit wie möglich vermieden werden. Das heißt aber nicht, dass der Gastgeber die Gäste bei der Vorbereitung des Feuers ausschließt. Ohne ein gut brennendes Feuer kann kein guter Tee bereitet werden. Gastgeber und Gast vereinigen darum ihre Herzen in der Sorge um das Feuer, obwohl die Gäste, um es Ihnen in der heißen Zeit so angenehm wie möglich zu machen, vor dem Anblick des Feuers und der Kohle geschützt werden. In Rikyû's Hyakushû heißt es:
風炉の炭
見る ことはなし
見ぬとても
見ぬこそ猶も
見る心 なれ
Furo no sumi
miru koto wa nashi
minu totemo
minu koso naomo
miru kokoro nare
Die Holzkohle im Furo
ist nicht zu sehen;
obwohl sie nicht sehen zu sehen ist,
sehen wir sie mit dem Herzen.

Rikyû Hyakushû

Sumitori in der frühen Zeit des Chanoyu

Gemüsekorb als Sumitori

風炉のとき
炭は菜籠 に
かね火箸
ぬり香合に
白檀をたけ     
Furo no toki
sumi wa sairo ni
kane hibashi
nuri kogo ni
byakudan o take.
In der Furo-Zeit:
Holzkohle in einem Gemüsekorb
Metall-Feuerstäbchen
lackiertes Kôgo
und im Feuer Sandelholz

Der Gemüsekorb war durchaus ein Gegenstand des Alltages. Er wurde und wird noch heute auf den Märkten in China, Korea oder Japan benutzt, um die Ware zu präsentieren. Die Körbe sind traditionell am Fuß quadratisch während die Oberseite rund geformt ist. Um dem Korb ausreichende Stabilität zu verleihen, ist die Oberkante verstärkt, entweder dadurch, dass das Flechtwerk verstärkt ist oder dass schmale Holz- oder Bambusstreifen eingeflochten werden. Diese Körbe wurden in verschiedenen Größen hergestellt, je nachdem welche Ware verkauft wird. In der Regel ist die Größe des Korbes so bemessen, dass eine bestimmte Menge des Gemüses in den Korb gegeben wird. Der Verkaufspreis gilt dann für genau eine Korbfüllung.

Entsprechend wird auch der Sumitori für die Holzkohle verwendet. Er fasst genau die benötigte Menge Holzkohle für eine Legung.

Flaschenkürbis und Korb -
daoistische und buddhistische Geschichten

Flaschenkürbis und Gemüsekorb sind von Rikyû möglicherweise nicht nur aus praktischen Erwägungen heraus gewählt worden. Der Flaschenkürbis spielt in den Volkstradition Asiens, insbesondere in China und in Japan eine ganz besondere Rolle. Der Flaschenkürbis birgt in sich den Zugang in "die andere Welt" und er hat besondere Heilkräfte in seinem Inneren verborgen. Für Zenmeister Jôshu ist der Geist des Zen im Flaschenkürbis zu finden.
Auch der Gemüsekorb spielt in der chinesischen Mythologie eine besondere Rolle. Die Göttermutter Hsi Wang Mu, die im Kun Lun Gebirge weit im Westen lebt trägt die Pfirsiche der Unsterblichkeit in einem Gemüsekorb. Diese Geschichte war Sen no Rikyû sehr vertraut. Im Dai Sen In 大仙院, einem Subtempel des Daitokuji gibt es einen Raum, in dem der Überlieferung nach Rikyû für Hidêyoshi einen Tee bereitet hat. An den Schiebetüren dieses Raumes ist die Szene gemalt, wie Hsi Wang Mu den Pfirsich der Unsterblichkeit überreicht. Hideyoshi, der ebenfalls nach Unsterblichkeit - wenigstens die seiner Dynastie - strebte, beschloss darauf hin im Ortsteil Momoyama, dem Pfirsichberg im Süden Kyôtos seine Residenz zu bauen. Diese neue Residenz gab der gesamten Epoche ihren Namen: Momoyama.

Der Bestandteil Sen - 仙 des Namens des Dai Sen In 大仙院, der zudem eine Lautgleichheit mit dem - angenommenen Familiennamen Sen no Rikyû's hat, kann unterschiedlich gedeutet werden. 仙 ist der Bergeinsiedler. Das Schriftzeichen besteht im vorderen Teil aus dem Zeichen für Mensch, das rechte Radikal ist der Berg. Ein Sen ist ein Mensch, der Berge. Das kann durchaus ein Einsiedler sein. Aber im Shingon-Buddhismus gibt es die "Yamabushi", die Berg-'Krieger'. Das sind Mönche, die als Einsiedler in den Bergen leben und meditieren. Nach dem Volksglauben begegnen sie dort Dämonen und bösen Geistern, die sie aber Dank ihre besonderen Fähigkeiten überwinden und besiegen können. Man schreibt also den Yamabushi besondere magische Fähigkeiten zu. Damit sind sie durchaus verwandt mit den chinesischen Hsien 仙, japanisch gelesen den Sen, den Unsterblichen.

LI Tie Guai 李鐵拐 ist einer der acht chinesischen Unsterblichen. Er trägt den Flaschenkürbis bei sich, mit dem er die Kranken heilen kann. In manchen Erzählungen steigt er Nachts in seinen Kürbis und verweilt dort in der anderen Welt.
Die einzige weibliche Gestalt unter den acht Unsterblichen ist Ho Hsien-ku 何仙姑. Sie trägt das Hsien oder Sen 仙 in ihrem Namen. Ihr Attribut ist der Blumen- oder Gemüsekorb und der Pfirsich der Unsterblichkeit. Sie ist mit dem Frühjahr verbunden, der Zeit in dem die Pfirsiche reifen. Der Gemüsekorb Rikyû's als Sumitori in der Furo - Saison, also im Sommerhalbjahr, ist sicher ein Zitat dieses Korbes der Ho Hsien-ku.
Der Raum im Daisen In, in dem Rikyû den Tee für Hidêyoshi bereitete und die Geschichte vom Pfirsich der Unsterblichkeit erzählte, hat im Westen, in der Richtung des Kun Lun Gebirges, in dem die Pfirsiche wachsen die Malerei mit der Geschichte des Pfirsichs. Aus den Shoji im Osten sieht man auf den berühmten Steingarten. In der nordwestlichen Ecke, die man von dem Raus aus sehr gut sehen kann türmt sich aus Felsen und Magnolienbüschen geformt der Hôrai-San, der Berg im Nordosten, auf dem die sieben Glücksgötter wohnen. Sie senden ihre Gaben - unter anderem die Unsterblichkeit - auf dem Schatzschiff, dem Takarabune zu den Menschen. Das Schatzschiff liegt als mächtiger Felsbrocken in dem aus Kies geformten Fluss, der vom Hôrai- San nach Süden fließt. Von dem Teeraum aus kann man das Schatzschiff deutlich sehen. Aber nicht nur die japanischen sieben Glücksgötter, dei Shichi Fukujin fahren auf dem Schatzschiff, auch die acht chinesischen Unsterblichen sind mit dem Schiff unterwegs, um ihre Gaben zu den Menschen zu bringen.

Die Atmosphäre bei dieser Tee-Einladung muss förmlich aufgeladen gewesen sein mit einer ungeheuren Fülle von mythischen Anspielungen. Versetzt man sich in diese Situation, so kann man heute noch die gewaltige Spannung spüren, die dort geherrscht haben muss.

Vielleicht sind die Verwendung des Flaschenkürbis und des Gemüsekorbes als Sumitori auf solche Erlebnisse zurückzuführen.


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