Shishi-mai der LöwentanzÜberall in Japan windet sich zu bestimmten Zeiten des Jahres ein wilder Zug durch die Strassen der Orte. Ein maskierter Löwen rast durch die Straßen, wird aber immer wieder von einem Löwenführer- und Bändiger zum stehen bleiben gezwungen. Der Zug wird von Trommeln und schrillen Flöten begleitet.
Der Löwe - Shishi zeigt ein merkwürdiges Aussehen. Ein Tänzer trägt einen gewaltigen aus Holz geschnitzten Kopf. Aus den Nasenlöchern wachsen zottelige Haare, die von Sake triefen, der von Zeit zu Zeit als Gabe in das aufgerissene Maul des Shishi geschüttet wird. Immer wieder schlagen die Kinnladen mit einem furchterregenden Knall direkt über den Köpfen der umstehenden Menschen zusammen.
Der Löwe tanzt vor allem in Zeiten, die eng mit dem Regen verbunden sind, sei es, daß er für ausreichend Regen und damit die Fruchtbarkeit auf den Feldern sorgt, sei es, daß er vor zuviel Regen und Hochwasser schütz. Eigentlich ist das sich windende Ungeheuer damit auch weniger ein Löwe als vielmehr ein drachen- oder schlangenartiges Wasserwesen. Deshalb ist auch das lange Tuch, das seinen Körper bildet, mit Wassersymbolen und Wellen verziert. Als Wassertier kann er nicht nur Regen bringen oder vor dem Hochwasser schützen. Er kann auch die Holzhäuser vor Schaden durch Feuer bewahren. Deshalb ist es wichtig, daß er nicht nur durch die Straßen tanzt, sondern auch in das Innere der Häuser gebeten wird.
In der Regel wird der Löwentanz von den Bürgen eines Ortes organisiert, die sich in Vereinen zusammenfinden. Häufig findet der Kopf des Löwen seine Heimat in einem Shintoschrein, wo er bis zum neuen Tanz aufbewahrt wird. Bevor der Löwe durch die Straßen zieht, wird er im Schrein gereinigt und vom Shintopriester geweiht. Damit bekommt der Löwentanz eine religiöse Bedeutung. Er tanzt zum Schutz und zum Segen der Bürger und ist kein Element der Volksbelustigung.
Ursprung in Indien - Die Naga's![]() Das merkwürdige Aussehen mit einem eher schlangenartigen Körper und seine Verbindung mir dem Wasser deuten darauf hin, dass es sich eigentlich überhaupt nicht um einen Löwen handelt. Das Unwesen erinnert eher an einen Drachen mit einem Schlangenleib, der sich heftig windend durch die Strassen treibt. Das Motiv schein denn auch aus China nach Japan gekommen zu sein, wo er eher ein Drache als ein Löwe war. Aber auch in China scheint er nicht ursprüngliche beheimatet zu sein. Vermutlich stammt der Shishi direkt von den indischen Nagas, den Schlangenkönigen ab, die immer im oder am Wasser wohnten. Einer der mächtigsten Nagas trägt auf seinem zusammengerollten Leib, der im Ur - Weltenmeer ruht, den schlafenden Vishnu. Als Vishnu erwacht und um sich blickt, erkennt er, dass er im Ursprung ruht und damit selbst der Ursprung aller Dinge ist. Stolz spricht er: ich bin der Anfang und der Ursprung aller Dinge!. Sofort aber erwacht am Himmel Brahma und widerspricht sofort: Nein, ICH bin der Ursprung!. Daraufhin erhebt sich ein gewaltiges Ding, das aus dem Weltenmeer emporsteigt, sich bis zum Himmel reckt und einen nicht endenem Ring in sich selbst bildet. Dieses Wesen sagt von sich: Ich bin Shiva, der Anfang und das Ende von Allem, Vishnu und Brahma sind zwei Erscheinungen meines Wesens! Es wird nicht erzählt, woher dieses Wesen kam, vielleicht ist es aber der erwachte Schlangenkönig, der Ruhesitz Vishnus.
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