Duft und Räucherwerk im BuddhismusBuddha und der DuftGeburtslegendeDer Duft von Blüten und Räucherwerk, insbesondere Sandelholz, ist ganz eng mit dem Erscheinen des Buddha verbunden. In den Geburtslegenden wird geschildert, wie unmittelbar vor der Geburt wunderbare Zeichen erschienen. Musikinstrumente erklingen am Himmel und auf der Erde, die Bäume aller Jahreszeiten trugen gleichzeitig Blüten und Früchte und aus wolkenloser Luft rieselte ein feiner Regen. Vor allem aber erfüllten köstliche Düfte von Sandelholz und anderen kostbaren Düften die Luft und es regnete feine Blütenblätter.
Lotossutra
Ein jeder von den Buddhas ging unter die Juwelenbäume.
Der Duft, ganz besonders der Duft von Sandelholz, mit dem geräuchert wird, ist das Kennzeichen der Anwesenheit Buddhas.
Reinigung und HeilungDas Verbrennen von duftenden Ingredienzen wird in allen Religionen sicher schon seit Urzeiten praktiziert. Der aufsteigende Rauch und der starke Duft verwandeln den Raum in einen abgegrenzten und heiligen Bezirk. Der Rauch vertreibt nicht nur schlechte Gerüche, er reinigt die ganze Umgebung und alle die, die sich im Umkreis des Rauches befinden. In der Orthodoxen Kirche geht der Pope bei bestimmten Zeremonien durch die Reihen der Gläubigen und reinigt sie indem er das Weihrauchfass in ihre Richtung schwenkt und den duftenden Rauch auf sie richtet. Auch im Buddhismus wurde sehr früh das Räuchern als Reinigung gesehen. In China und beeinflußt davon auch in Japan verwendete man das Räuchergefäß, um Dämonen zu vertreiben, die Krankheiten verursachten. Das Räuchern war also geradezu eine Medizin. Heute weiß man wieder, dass Weihrauch nicht nur eine pschychotrope, vielleicht sogar leicht betäubende und harmonisierende Wirkung auf das Befinden ausübt, sondern sogar rein medizinische Wirkungen haben kann. Weihrauch etwa ist das natürliche Harz des großen indischen Weihrauchbaumes (Boswellia serrata). Er gedeiht hauptsächlich in den trockenen Bergregionen Nordost-Indiens. Erstaunlich ist auch die lange Tradition des "heiligen Harzes" in der traditionellen indischen Naturheilkunde des Ayurveda (der "Wissenschaft vom gesunden Leben") seit über 3000 Jahren. Man setzte es innerlich bei chronischen Darmerkrankungen und Hämorrhoiden ein, sowie bei Entzündungen des Mundraums.Die Ägypter verwendeten Weihrauch im Kultus, zum Einbalsamieren, als Räuchermittel und zu reinigenden (desinfizierenden) Zwecken.
Prinz Shōtoku, der Begründer des "modernen" Japan, das eine eigene buddhistische Staatverfassung hatte, ist besonders mit der Räucherzeremonie verbunden. Als Shotoku noch ein Knabe war, wurde sein Vater sehr schwer krank. Als alle Gebete und Sutren nicht halfen, räucherte Shōtoku Tag und Nacht mit dem egōro, dem Hand-räuchergefäß, um seinen Vater zu reinigen und zu heilen. Aber alle Gebete und alles Räuchern war vergebens und der Vater starb. Krankheit und Heilung wurden damals aus buddhistischer Sicht als eine Reinigung angesehen.
Das Reine LandDer Ort, an dem man die Sutren rezitierte, die Gebete sprach und den Buddha verehrte musste ohnehin zuvor gereinigt werden. Dazu benutzte man kleine Räuchergefäße, die man an einem Stil durch den Raum tragen und so den Rauch verteilen konnte. Noch heute werden im Tōdaiji Tempel in Nara, der den großen Buddha beherbergt, solche Räuchergefäße benutzt. Im Februar und März werden aufwendige Reinigungszeremonien im Nigatsudō, der Halle des zweiten Monats begangen. Die Zeremonien, die mehrere Wochen dauern, sollen von dem Mönch Jitchū in den fünfziger Jahren des 8. Jahrhunderts eingeführt worden sein.
Der ganze Raum der Sutrarezitationen muss gereinigt werden. Deshalb wird dort immer Räucherwerk entzündet. Besonders kostbare Kō-ro - Weihrauch-Öfen - sind im Kōdaiji in Nara aufbewahrt. Ein besonders edles Stück ist aus Holz geschnitzt und wie eine geöffnete Lotosblüte gestaltet. Auf diesem Sockel wurde dann ein Bronzegefäß aufgestellt, in dem die Dufthölzer verbrannt werden können. Bei den Stücken aus dem Kōdaiji kann man noch die Herkunft aus den Ländern der Seidenstraße erkennen. Die Sitte, den Raum mit Weihrauch zu reinigen kommt zusammen mit dem Buddhismus über China nach Japan. |