Heute möchte ich Dir die traurige Geschichte von Tanabata erzählen.
Tanabata ist ein Fest der Sterne.
Kengyu (= ?) und Sihiro (=Wega),
die sich nach der Sage am Abend des 7. Juli an der Milchstraße einmal im Jahr treffen.
(Jedoch, in manchen Orten in Japan wir diese Fest einen Monat später,
also am 7.August gefeiert.)
Früher wurde Tanabata auch Kikkôden genannt,
weil das Fest mit Hilfe von Gebeten zur Erfüllung persönlicher Wünsche diente.
Dabei wurden als Opfergabe farbige Papierstreifen mit Gedichten dargeboten,
wobei man diese dann an Bambuszweigen befestigte.
Die Erzählung, dass durch die Verwendung des morgentlichen Tau's am Taro (-Satoimo)
für die Tusche zum Wünsche-Schreiben eine Vervollkommnung erreicht wird,
ist noch heute in Japan weit verbreitet.
Dass Tanabata ein Fest für Erwachsenen gewesen ist,
ersieht man an den Gedichten darüber, welche man in"Hanyô shû",
und im "Kokin waka shû" darüber finden kann.
Es gibt viele Gedichte darüber und bereits in früher Zeit wurde am Hofe (Kyûchû),
in Samurai-Familien (Buke) und privat dieses Fest gefeiert.
Den Regen am Tanabata nennt man Tränen-Regen von Kengyu.
Und in der Tat regnet es sehr häufig am 7.Juli.
Heute reduziert sich diese Fest in Japan leider fast nur mehr auf das Schmücken von
Kindergarten und Grundschulen oder im etwas größerem Umfang auf den Touristik-Bereich.
Hin und wieder findet man noch einige Privat-Leute, die sich diesem Fest besinnen
und es in seiner ursprünglich schlichten Form feiern.
Dabei wird OShinshu (=heiliger Reiswein), Gemüse der Saison sowie
Manjû (=Reis-Bohnen Kügelchen) in einem Korb arrangiert.
Die Papierstreifen mit Gedichten über Tanabata werden aufgehängt und
OShinshu dargereicht.
Der mit den Gedichten versehene Bambus-Zweig wird dann am nächsten Tag früh morgens
in das Meer oder in einen Fluß geworfen.
Die nennt man noch heute Nagashi (=fließen) oderOkuri (=senden).
Früher wurden an Tanabata nicht nur geschmückt, sondern auch die Brunnen
gereinigt, Ungeziefer vertrieben, Frauen wuschen ihr Haar und die Menschen badeten an diesem Tag.
Je nach Gegend gab es an diesem Tag verschieden Gebräuche.
Unvergeßlich wird aber für immer die traurige Geschichte der beiden Liebenden sein,
die ich Dir keineswegs vorenthalten möchte:
Die traurige Liebesgeschichte von Orihime undKengyu.
Vor langer Zeit gab es einen Ort, genannt die Milchstraße.
An diesem Ort wurde die Welt in zwei Hälften geteilt.
Menschen lebten auf der einen und Götter auf der anderen Seite.
Der Menschen Seite war im Westen und die Seite der Götter im Osten.
Niemals begegneten sie sich einander.
Eines Tages kam Kengyu mit seiner Herde zum Osten der Milchstraße.
Just dort, wo die Orihime Schwestern ihre seidenen Gewänder abgelegt hatten
und in einem See badeten.
Kengyu war so fasziniert von den beiden wunderschönen Schwestern,
ohne zu wissen, dass sie eigentlich Götter sind.
Was für ein herrlicher Anblick! Besonders war er von der jüngeren Schwester verzaubert.
Er entflammte in aufrichtiger Liebe zu ihr.
Eine der Kühe, die dieses beobachtete, flüsterte ihm zu: "Kengyu, so nimm ihnen die Kleider weg!"
Kengyu tat, was ihm die Kuh zuflüsterte und nahm ihre Kleider vom Zweig eines Baumes
und versteckte diese hinter einem Felsen.
Orihime entstieg zuerst dem Wasser und entdeckte sofort, dass ihre Kleider
verschwunden waren.
Plötzlich rief sie jemand ."Hier sind deine Kleider, aber ich möchte dich dafür um einen Gefallen bitten!"
Als sie sich umdrehte, sah sie einen jungen Mann mit dem Rücken zu sich gedreht, stehen.
Er sagte zu ihr:"Ich wünsche mir, dass Du meine Frau wirst!"
"Aber ich muß doch in den Himmel zurück" erwiderte sie.
Darauf drehte sich der junge Mann zu ihr und sie konnte in sein Antlitz sehen.
Sie war genauso verzaubert von ihm, wie er von ihr. So entschloß sie sich, seiner Bitte zu entsprechen,
und für immer bei ihm zu bleiben.
Es wurde ihnen ein Knabe und ein Mädchen geboren.
Sie lebten im größten Glück und Harmonie zusammen und Orihime war seit dieser Zeit nicht mehr
zu Hause gewesen.
Als die Kuh dann starb, da weinte Kengyu wieder aber tat, was sie ihm geheissen hatte.
Er nähte sich aus ihrem Fell eine Jacke, zog diese an und machte sich zur fernen Milchsraße auf,
seine beiden Kinder in einem Korb versteckt.
Endlich erreichten sie die Milchstraße.
Überall leuchteten die Sterne in all ihrer Pracht.
Was für ein wundervoller Anblick!
Kengyu war voll Hoffnung, seine geliebte Frau zu sehen und die Kinder
riefen nach ihrer Mutter.
Doch wieder beobachtet die Gottheit die beiden Liebenden voll Neid und Haß.
Mit einer Haarnadel teilte sie den Fluß in zwei Hälften, sodass es den beiden Liebenden nicht
mehr möglich war, zusammen zu kommen.
In all ihrer Verzweiflung versuchten die drei, gegen die Fluten des reissenden Wassers anzukämpfen,
und zu ihrer Mutter und geliebten Frau zu gelangen.
Endlich hatte die Gottheit Erbarmen mit ihnen.
Sie erlaubte den Kinder von nun an, bei ihrer Mutter zu leben.
Und Kengyu wurde es gestattet, seine Familie einmal im Jahr, an jedem 7.Juli zu besuchen.
Als er dies hörte, kniete er nieder und bedankte sich.
Auch heute noch können wir mit freiem Auge die wunderschöne weiße Milchstrasse im sommerlichen
Nachthimmel erkennen. Auf beiden Seiten, die beiden großen leuchtenden Sterne, Orihime und
Kengyu und daneben zwei kleiner, deren beider Kinder.
Dies ist eine der schönsten Geschichte über die Unendlcihkeit der Liebe, seit vielen tausenden von Jahren
und ich hoffe, sie hat Dich genauso ergriffen, wie mich?
Deine Freundin
K.May