Raku in der Gegenwart

Kakunyo XIV

Nach dem ersten und besonders nach dem zweiten Weltkrieg begann die Rakufamilie, Einflüsse der Moderne in ihre Arbeit aufzunehmen. Nachdem die vergangenen Generationen das Hauptaugemerk auf der Bewahrung der Tradition lag, was auch eine gewisse Erstarrung mit sich brachte, öffnete sich das Raku - Oberhaupt der 14. Generation vorsichtig den neuen Einflüssen.

1944 war Seinyû, 13. Generation gestorben. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sein Sohn, zum neunen Oberhaupt der Familie und nahm traditionell den Namen Kichizaemon XIV an. Anders als seine Vorfahren hatte er ein Kunststudium an der Kunsthochschule in Tokyo in der Bildhauerklasse absolviert, wo er mit der Moderne konfrontiert wurde.

Sugi ko dachi

  Kakunyu XIV (1972): Sugikodachi
Kakunyo XIV (1918 - 1980)
"Sugikodachi" , 1972
Von Hounsai XV authentisiert
H.: 8,8 cm, D.: 12,1 cm
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"Sugikodachi", wörtlich etwa "Aufrecht stehende Japan-Zedern" zeigt eine sehr dynamische Form, die für Kakunyo charakteristisch ist. Der weiße Scherben ist mit einem gelb-roten, eisenhaltigen Schlicker überzogen und dann mit weißem Schlicker dekoriert worden. Dadurch entsteht der Eindruck eines kleinen Zedern-Waldes. Die Schale ist dann insgesamt mit einer Craquele - Glasur überzogen worden. Der sehr niedrige Fuß verleiht der Schale einen dynamischen Schwung, mit dem sie sich erhebt. Fast eckig erhebt sie sich gerade aber schwungvoll nach oben.

Die Form bleibt immer noch innerhalb der Spielweite der Tradition, aber mit der Dekoration nimmt Kakunyo die Einflüsse der zeitgenössischen Kunst auf.


Kakunyo 1962

Schwarzer Raku-Chawan
Kakunyo, 1962
H.: 9,1 cm; D.: 11,3 cm
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Die Schale ist auf einer Seite mit dem heiligen Berg Fuji dekoriert. Das Dekor ist enstanden, indem die schwarze Glasur ausgespart ist. Um die Aussparung in der Glasur zu erzielen, mußte der frei bleibende Teil zuvor abgedeckt werden, andernfalls wäre die Glasur in die freie Fläche hineingelaufen. Dadurch bleibt der weiße, sandige Scherben sichtbar.
Die schwarze Glasur ist dick aufgetragen und läuft in schweren Tropfen bis zur Unterkante der Schale ab. Allerdings ist auch die Aussparung mit einer leichten, farblosen Glasur überzugen, so daß der Kontrast zwischen dem Schwarz der Glasur und dem Scherben stark hervortritt. Zwar ist es durchaus sehr üblich, Gegenstände mit dem heiligen Berg zu dekorieren, aber diese Schale bricht mit der Tradition, nach der der weiße Scherben immer vollständig mit farbigen Schlicker oder einer deckenden, schwarzen Glasur verdeckt war.
Sehr gut kann man bei dieser Schale die weiße Tonerde aus Kyôto erkennen, die sehr stark durch Sand - Beimischungen gemagert wurde.



Flache Rote Raku-Schale "Sai-i"

Kakunyo XIV
Flache rote Raku Schale "Sai-i" 1963
H.: 5.6 cm; D.: 13,7 cm

Die flache Sommerschale "Sai-i" von Kakunyo ist dekoriert mit einer modernen Interpretation des traditionellen Fluß-Motivs.
Die Form entspricht einer eigenständigen Interpretation der klassischen flachen Sommerschale. Sie bleibt aber innerhalb der traditionellen Vorgaben. Aber in der Farbigkeit überschreitet Kakunyo bei weitem die von der Tradition vorgegebenen Grenzen. Die für die Raku-Ware ungewöhlich reiche Farbigkeit ist nur mit neuartigen Brennmethoden zu erreichen. Weder mit den alten Feuerungstechniken noch den Glasurmaterialien war vorher eine solche reiche Farbeigkeit erreichbar.

Der Name "Sai-i" meint einen kostbaren Stoff. Am 7.7. feiert man in Japan das Tanabata - Fest. Die Prinzessin Orihime, die göttliche Weberin wurde von ihrem geliebten Kuhhirten Kengyu durch den großen Fluß getrennt, der den Himmel teilt. Nur in der Nacht des 7.7. können beide - falls es in dieser Nacht nicht regnet, was leider sehr oft der Fall ist - zusammenkommen. Wenn es in dieser Nacht regnet, so sind die Tropfen, die vom Himmel fallen "Kengyu's Tränen", die er aus Trauer um Orihime weint.
Dieser Fluß, der "Ama no gawa", der Himmelsfluß (die Milchstrasse) zieht sich wie ein kostbarer Brokat durch die Schale. Der Name spielt nicht direkt auf diesen Fluss an, der ohnehin deutlich genug ins Auge springt. Sehr verhalten wird auf das kostbare Gewebe, das Orihime webt hingewiesen. Eine direkte Nennung des Amanogawa wäre viel zu wenig subtil.


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