DER TEEWEG IM OKTOBER

chanoyu ni wa:
ume, kangiku ni,
momiji miochi,
aodake, kare ki,
aotsuki ni shimo.

Canoyu:
Pflaumenblüte - Winterchrysantheme,
fallendes Herbslaub,
grüner Bambus - kahle Bäume,
Rauhreif im schwindenden Mondlicht

Dieses Gedicht aus der Sammlung der sogenannten Rikyū Hyakushū, der 100 Gedichte über den Teeweg, die Rikyū zugeschrieben worden sind, ist das 99. in der üblichen Sammlung dieser Gedichte. Sie haben uns in den letzten Wochen intensiv beschäftigt und wir bereiten die erste vollständige Übersetzung mit Kommentaren vor.
Dieses Gedicht nennt das Wesen des Chanoyu in Bildern der Natur. Schreibt man das Gedicht in der Form der Waka-Dichtung, so ergeben sich die Gegensätze in den einzelnen Zeilen: Pflaumenblüte und Winterchrysantheme, Grüner Bambus und trockene Bäume. Die Pflaume blüht noch früh im Februar, wenn der Schnee fällt, manchmal kann man nicht unterscheiden, ob es Schnee ist, der auf den Zweigen liegt oder eine Pflaumenblüte. Nur der zarte Duft verrät die Blüte. Die "Kan-kiku", die "Chrysantheme der Kälte" ist die letzte Blüte, bevor der Winter den tiefen Schnee bringt. Der grüne Bambus, der im Frühjahr seine Schösslinge treibt, aber auch die kahlen Bäume ohne jedes Laub gehören genauso zum Tee, wie das fallende Herbstlaub. Es ist die Spannung zwischen dem Anfang und dem Schwinden der Natur und des Jahres.

Wir freuen uns beim Anblick der Pflaumenblüten, die den kommenden Frühling künden, aber die Wehmut des Abschiedes beim Anblick der Winterchrysantheme ist ebenso von großer Schönheit. Im Gedicht ist nicht das leuchtend rote Herbstlaub in seiner Pracht genannt, sondern die fallenden Blätter, die den Boden rot oder golden färben. Der Raureif an einem Spätherbst Morgen, wenn der Mond rötlich fahl am Morgenhimmel steht (Ao-tsuki) wird nicht lange verweilen: er schwindet, wenn die Sonne kommt.

So ist das ganze Leben ein Wechselspiel zwischen froher Erwartung und Abschied. Aber auch der Abschied - oder gerade der - hat seine eigene Schönheit. Wer diese Stimmungen leben kann, ohne von Euphorie in tiefe Depression zu verfallen, der lebt Chanoyu!

 
bild-plakat Das Fest zur 1000 - Jahr Feier in unserem Bergdorf Oberrüsselbach war wunderschön. Nicht nur, dass das Wetter ganz prächtig mitgespielt hat, alle Besucher waren heiter und glücklich an diesem Tag, der gemeinsam von allen Dorfbewohnern gestaltet worden war. Immerhin habe die Vorbereitungen manchmal über ein Jahr gedauert. Nun gibt es als Nachschlag am

Sonntag, den 17. Oktober

noch einen Japanischen Abend im Dorfgasthaus unter dem Motto:

A frängisch's Maadla z' B'such beim Donnergodd und seine Kumbels in Jabahn

Dort werden Geschichten aus unserem Buch "Wie der Donnergott einmal in den Brunnen fiel", die in fränkischen Dialekt übersetzt worden sind gelesen. Dazu gibt es kurze Erläuterungen über die Hintergründe und kurze Stücke auf der Shakuhachi. Ausserdem gibt es als Premiere im Dorfgasthaus japanisches Essen - aber keine Sushi, schließlich sind wir in Franken!

Näheres zum Programm auf der website. Besucher sind jederzeit herzlich willkommen. Wir hoffen, dass es wieder ein so schöner Abend wird, wie das Fest vorher.

Und dann sind wir auch schon wieder unterwegs in Japan. Leider ist die Reise auch dieses mal wieder ausgebucht, aber Interessenten für eine weitere Reise können sich gern schon jetzt melden.
Wir haben auch bereits die ersten Anfragen für 2011 zum "Kreativurlaub" im Myoshinan. Also Termine bitte rechtzeitig planen!

Gerhardt Staufenbiel (Teezeremonie Lehrer, Leiter des Myōshinan Dōjō)
Carolin Höhn - Domin / Geschäftsführung

in Zusammenarbeit mit chanomiya.com


autor: g.staufenbiel   | © myōshinan chadōjō / teeweg.de