DER TEEWEG IM JULI

Nach dem Regenmond, dem Juni ist der Juli - nicht nur in Japan der Monat mit der größten Hitze.
Alles sehnt sich nach einem kühlen Lüftchen und im Teeraum versuchen wir, das Gefühl von Kühle zu erzeugen. Ein frisches, klares Wasser, das durch ein dichtes Moosbett fließt, so wie wir es bei unserer Reise im Kokkedera, dem Moostempel gesehen haben, erzeugt das Gefühl von Frische. Der Saihoji - so der eigentliche Name des Tempels liegt an einem kühlen Berghang ganz weit im Westen Kyotos. Leider kann man seinen berühmten Moosgarten nur nach einer umständlichen und lange vorher geplanten Anmeldung besuchen.

Uns bleibt also nur, vielleicht ein Bild eines Wasserfalles aufzuhängen oder eine Schriftrolle, die wenigstens geistige Kühle vermittelt :


Shô fu ni sei on ari
Im Kiefernwind: tonloser Ton

Das Singen des Teekessels wird oft mit dem Kiefernwind verglichen. Der Ton ist also eigentlich nicht tonlos, es ist der Ton der Stille, der tonlos klingt. In dieser Stille können wir auch die kommende Sommerhitze genießen.

Der Juni ist in Japan der Monat des Tanabata - Festes. Am siebten Tag des siebten Monats - eigentlich nach dem alten Mondkalender, aber in Japan richtet man sich heute praktischerweise nach dem westlichen Kalender - also am 7.7. kommen die Weberprinzessin Orihime und ihr geliebter Kengyu, der Ochsenhirte für eine einzige Nacht im Jahr zusammen.

Kengyu und Orihime
Puppen aus Matsumoto,
17. Jhdt.
Orihime oder einfach Tanabatatsume war eine unsterbliche Prinzessin, die in ihrem himmlischen Palast webte, vermutlich war sie also wohl eine Schicksalsgottheit oder sie webte den wunderbaren Brokat, den wir am Himmel bewundern können. Der sterbliche Kuhirt Kengyu sah sie, wie sie am Fluß badete und verliebte sich in sie. Sie verbrachte die ganze Zeit miteinander. Niemand webte mehr den Brokat, niemand hütete mehr die Rinder. Da beschlossen die Götter, die beiden zu trennen. Sie versetzten den Fluß an den Himmel, wo er nun als ama no gawa, als Himmelsfluß fließt, den wir als Milchstrasse kennen.
ama no kawa
momiji no hashi ni
wataseba ya
tanabatatsume no
aki o shi mo matsu
Aus dem Konkin wakashu
Daß über den Himmelsfluß
sich eine Brücke aus
bunten Blättern spanne -
ist dies, was Tanabatatsume hofft,
da auf den Herbst sie wartet?

Sie sind am Himmel zu sehen als die beiden Sterne Wega und Altair, die sich an der engen Gabelung des Himmelsflusses gegenüber stehen. Nur am siebten Tag des siebten Monats konnten sie zueinander kommen. Je nach Version der Geschichte bildete sich an diesem Tag eine Brücke oder ein Boot war vorhanden oder riesige Krähen konnten sie an diesem Tag oder genau in dieser Nacht über den Fluß bringen. Vor etwa tausend Jahren stand an diesem Tag die Mondsichel genau zwischen den beiden Sternen und diente als Brücke oder Boot.
Anfang Juli regnet es leider noch recht häufig, nicht nur in Japan. Die Regenzeit ist noch zu nahe. Wenn es in der Nacht des 7.7. regnet, können die beiden nicht über den Fluß zueinander kommen und dann weint der Himmel vor Trauer.

An diesem Abend schreibt man in Japan seine Wünsche auf kleine Zettel, bindet sie an einen Bambuszweig und wirft sie in einen Fluß. Da alle Flüsse in den Ama no gawa, den Himmelsfluß fließen, kommen die Wünsche so zur Orihime und zu Kengyu und sie gehen unbedingt in Erfüllung.

Termine der nächsten Zeit:

  • Es ist nun schon eine kleine Tradition, dass wir auch das Tanabatafest begehen. Wir möchten alle einladen, mit uns gemeinsam zu feiern. Wir werden gemeinsam grillen, dann bei Einbruch der Dunkelheit ein feierliches Tee-Opfer zelebrieren und den Tee für Orihime und Kengyu darbringen. Dann schicken wir unsere Wünsche mit einem Feuer zum Himmel. Wir garantieren die Erfüllung aller Wünsche. Wenn es Reklamationen geben sollte, wenden sie sich bitte an Orihime selbst.
    Termin:Sonntag, 12. Juli, Beginn 17.00 Uhr
    (das eigentliche Tanabata am Dienstag den 7.7. werden wir im kleinen Kreis feiern)
  • Im August finden wieder - fast schon Tradition - unsere beiden Raku-Keramik-Seminare statt. Wir wollen keine Kunstwerke schaffen, aber in meditativer Weise den Umgang mit Ton üben und vielleicht die eine oder andere Teeschale oder sonstige Utensilien formen. Erfahrungen im Umgang mit Ton sind nicht vorausgesetzt.
    Termine: 1./2. August und 15.16. August
    Es ist die Teilnahme nur an einem der Seminare möglich, bedenken Sie aber, dass wir am ersten Wochenende unsere Arbeiten formen und am 2. Wochenende nach dem Trocknen brennen werden.
  • Im September veranstalten wir ein Kaiseki Seminar. Wir lernen den Umgang mit dem speziellen Geschirr, wie wir es in der Teezeremonie verwenden, das Zubereiten und das richtige Servieren des Essens. Am zweiten Tag werden wir dann ein formelles Übungs-chaji abhalten. Hier wird nur das Essen serviert, die eigentliche Teezeremonie werden wir an diesem Wochenende nicht durchführen. Das Seminar ist auch für diejenigen geeignet, die nicht den Teeweg studieren, aber an der japanischen Kunst der Gastlichkeit und des Essens interessiert sind.
    Termin: 12. / 13. September. Bitte rechtzeitig anmelden. Es sind nur wenige Plätze.
  • Auf der Teewegseite hatte es früher ein Forum gegeben, dass leider wegen technischer Probleme und aus Sicherheitsgründen eingestellt werden mußte. Wir haben nun ein neues Forum programmiert und hoffe auf rege Beteiligung mit Fragen, Anregungen und Beiträgen nicht nur zum Teeweg, sondern zur japanischen Kultur allgemein. Aber auch philosophische und praktische Themen sollen diskutiert werden können. Wir freuen uns über jeden, der mit diskutieren will.
Alle weiteren Termine für die nächsten 120 Tage finden Sie in unserem Terminkalender, der regelmäßig aktualisiert wird.

Ihr Team vom japanischen Teehaus Myoshin An - Dôjô in Oberrüsselbach

Gerhardt Staufenbiel (Teezeremonie Lehrer, Leiter des Myôshinan Dôjô)
Carolin Höhn - Domin / Geschäftsführung

in Zusammenarbeit mit chanomiya.com




autor: g.staufenbiel   | © myōshinan chadōjō / teeweg.de