DIE ZEIT

祇園精舎の鐘の聲
諸行無常の響あり。

娑羅雙樹の花の色、
盛者必衰のことわりをあらはす。

おごれる人も久しからず、

唯春の夜の夢のごとし。
たけき者も遂にほろびぬ、
偏に風の前の塵に同じ。

Gion shōja no kane no koe
shogyō mujō no hibiki ari.

Shara souju no hana no iro
jōsha hissui no kotowari o arawasu.

Ogoreru hito mo hisashikarazu,
Tada haru no yo no yume no gotoshi.

Takeki mono mo tsui ni horobinu.
Hitoe ni kaze no mae no chiri ni onaji.

"Der Gion Shoja Glocken Klang
ist das Echo der Vergänglichkeit aller Dinge.


die Farbe der Sala Blüte offenbart,
daß die Erfolgreichen fallen müssen.

Die Übermütigen sind nicht von Dauer,
sie gleichen dem Traum in einer Frühlingsnacht.

Die Mächtigen fallen zuletzt, sie sind wie Staub vor dem Wind."

Mit dieser Klage über die Vergänglichkeit aller Dinge (Shougyō Mujō) beginnt das Heike-monogatari, die Dichtung vom Untergang der Heike-Sippe, die nach einem kometenartigen Aufstieg die Fujiwara von der Macht abgelöst hatten.

Genpei-Krieg Die Fujiware waren in der späten Heian-Zeit immer mächtiger geworden und hatten am Tennôhofe die politische Macht übernommen. Ihre Töchter wurden regelmäßig mit dem Tennô verheiratet, so daß unmittelbare verwandtschaftliche Bande zwischen dem Tennô und den Fujuware gewährleistet waren.
Der Tennôhof kapselte sich mehr und mehr vom realen Leben ab und die Politik wurde zunehmend weltfremder und zielloser. Während sich der Hof mit der Verfeinerung der Kultur und der höfischen Sitten befaßte, wurde die allgemeine Stimmung im Lande immer gedrückter. Man empfand die Zeit als die Zeit des Mappô, des schwindenden Buddhagesetzes, das durch allgemeinen Verfall bis hin zu Naturkatastrophen gekennzeichnet ist.

In der allgemeinen Unzufriedenheit ergriff der skrupellose Kiyomori, das Oberhaupt der Heike die Macht. Er sorgte dafür, daß der dreijährige Konoe (1139 – 1155) zum Tennô ernannt wurde und konnte so die eigentliche Macht ausüben. Konoe-Tennô starb schon mit 16 Jahren. Man sagte von ihm, daß er von seiner Gemahlin, der Dame Tamamo verhext war. Tamamo kann mit anderen Schriftzeichen geschrieben "Goldschwanz" bedeuten. Füchse können sich nach dem chinesischen und japanischen Volksglauben in schöne Frauen verwandeln, die Männer verhexen. Ihr Problem ist es, daß sie den langen buschigen Schwanz nicht völlig verbergen können. Als sie als Fuchsgeist erkannt wurde, sei sie bis in den Norden Japans geflohen, wo sie sich in einen stinkenden, giftige Gase ausspeienden Stein verwandelt haben soll.

Kiyomori war ein Landadliger, der sich bewußt von der überfeinerten höfischen Kultur fernhielt und durch dessen Einfluß sich die Atmosphäre der Hauptstadt völlig verwandelte. " Wenn man sich auf den Straßen umblickte, so begegneten einem Personen zu Pferde, die vormals Sänften benutzt hatten, und viele, die gewöhnlich Hofkleidung trugen, kleideten sich nun in den Überrock der Samurai. Im Nu hatte sich die Atmosphäre, wie man sie von einer Hauptstadt erwartete, gewandelt – die Bewohner dieser Hauptstadt waren schwerlich von einem Haufen Bauernkrieger zu unterscheiden."

Kiyomori versuchte, den Einfluß der alten Sippen zu brechen, indem er sogar die Hauptstadt in sein Stammgebiet nach Fukuhara, dem heutigen Kobe, verlegte. Alte Häuser wurden in Heian-Kyô (Kyôtô) abgebrochen und nach Fukuhara gebracht. Die Verlegung führte zu einem heillosen Durcheinander und wurde bereit im nächsten Jahr wieder rückgängig gemacht, aber die Pracht der alten Hauptstadt war zerstört.

Eine Seitenlinie der Fujiwara, die Minamoto, die später die ersten Shogune stellten, sammelten ihre militärische Macht, und schließlich waren sie stark genug, den Truppen der Heike entgegenzutreten. Es kam zum fünfjährigen Genpei – Bürgerkrieg (1180 – 1185).
Genpei ist aus der sinojapanischen Lesung der beiden Schriftzeichen für die Familien der Minamito (gen) und der Taira (hei) gebildet (in der Zusammensetzung wird die Silbe ‚hei‘ als ‚pei‘ ausgesprochen). Noch heute wird bei Brettspielen in Japan nicht nach schwarzen oder weißen Figuren, sondern nach Hei oder Gen gespielt.

Als Taira no Kiyomori 1181 starb, war das Land völlig verwüstet. Die unglückliche Verlegung der Haupstadt und die Zerstörung zahlreicher Klöster durch die Taira hatte einen allgemeinen Haß auf diese Familie geschürt. Hinzu kamen zahlreiche Naturkatastrophen – ein Indiz für das mappô, die Zeit des Unterganges, die den Taira angelastet wurde.

"Im vierten Monat ... gab es einen Wirbelsturm.. und von den Häusern, die er erfaßte, blieb nicht ein einziges, gleich ob klein oder groß, unversehrt. Einige fielen flach in sich zusammen, von anderen blieben nur Pfosten und Tragbalken stehen. ... Dachschindeln und Bruchstücke von Holz tanzten, Herbstblättern gleich in der Luft. Wie furchtbarer Donner heulte der Sturm. .. Der Wind des Karma, der in der Hölle braust, konnte ... nicht angsteinflößender sein. ... Ein Wirbelsturm ist an sich nichts Ungewöhnliches, dieser jedoch war ohne Zweifel von einer anderen Art, und so fragte man sich, ob er nicht eine Warnung der Götter gewesen sei."

Die Unruhen wurden schließlich mit dem Untergang der Taira und dem Sieg der Minamoto beendet. Die Kaiserin Kenrei–mon-in versuchte sich 1185 im Meer zu ertränken, als sie sah daß die Entscheidungsschlacht für die Taira verloren ging. Ihr Sohn Antoku ertrank, aber sie wurde an den schönen langen Haaren, die auf dem Meer trieben von Minamoto Yoshitsune gerettet und zog sich in Ohara bei Kyôtô in das ländliche Jakkô-In als Nonne zurück. Der letzte Taira geriet in Gefangenschaft, wurde von Minamoto Yoritomo in Kamakura verhört und auf dem Rückweg in die Hauptstadt meuchlings enthauptet.

Das Epos Heike – monogatari schildert den Aufstieg und den Fall der Taira und wurde überall im Lande von blinden Mönchen, die ihren Gesang auf der Biwa begleiteten, vorgetragen. Noch heute wird die Heike monogatari in traditioneller Weise rezitiert, professionell allerdings nur noch von einem Künstler. Am Jakkô-In kann man aber mit etwas Glück immer wieder die Nonnen hören, wie sie das tragische Schicksal der Keinrei-mon-in rezitieren.

Minamoto no Yoritomo baute den Ort Kamakura aus, den er während des Genpei-Krieges aus strategischen Gründen zu seinem Hauptsitz gewählt hatte. Das sumpfige Umgebung und die Abgeschiedenheit der Lage hatte Kamakura zu einem sicheren Ort gemacht. Yoritomo regierte nun das Land von hier aus. 1184 wurde die Kanzlei eingerichtet, aus der später die oberste Verwaltungsbehörde des Shogunates hervorging.

Die stark verfeinerte höfische Kultur der Heian-Zeit war damit endgültig untergegangen. Die Macht war vom Tennôhof in der Hauptstadt an die Samurai in Kamakura übergegangen, die jeder Prachtentfaltung abhold waren. Sie kleideten sich nicht mehr in vielfarbiger Kleidung wie die Höflinge: strenges Schwarz unterstrich die asketische Lebenshaltung der Krieger, die sich künftig mit der neuen Kultur des Zen identifizieren sollten. Noch heute ist die Atmosphäre in den Zen-Klöstern von dieser Samuraizeit geprägt.


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