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Literatur zum Teeweg:

 
Murata Jukô:kokoro no shi 2
Könner und Anfänger Das Schlimmste in der Kunst (dô = WEG) sind Eigendünkel und Starrsinn .
Noch unangebrachter ist es, auf Könner  neidisch zu sein und auf  Anfänger herabzublicken. 
Vielmehr sollte man mit Könnern Bekanntschaft machen und sie um Belehrung bitten. Anfängern gegenüber sei man andererseits unbedingt darum bemüht, wie sie wahrhaft gut heranzubilden sind.

Murata Jukô

Japanisch - chinesisch
wamono - karamono
Beginn des japanischen wabi - Ideals
Das Wichtigste aber in dieser Kunst 
ist die Überwindung 
japanischer und chinesischer Stilgegensätze
(wa-kan no sakai wo magirakasu koto),  3
dem die größte Aufmerksamkeit  beizumessen ist. 
"ein edles Pferd an eine Strohhütte anbinden'"
Den eigenen Geschmack nicht überschätzen, sobdern bilden! Heutzutage aber gibt es Anfänger, die Bizen- , Shigaraki-Waren und dergleichen benutzen, sie als kühl verhalten und abgeklärt bezeichnen und, obgleich ihnen niemand Anerkennung zollt, auf eigene Art so etwas auszudrücken vorgeben,  daß man angesichts dessen ganz sprachlos ist. Hanaire: Blumenvase aus Shigaraki
Sicherheit des eigenen Geschmackes:
Bildung des Herzens
Abgeklärt sein bedeutet vielmehr, vorzügliches Gerät zu besitzen, seine ästhetische Wirkung genau zu kennen, und nur aufgrund seines unmittelbaren Fühlens und Denkens (kokoro no shitaji) zu erreichen suchen, und kühl verhaltene Nüchternheit eben nur so bis in Zukunft  reizvoll bleibt. 
Obgleich dem so ist, gibt es Menschen, die das überhaupt nicht begreifen, und die sollte man erst gar nicht  mit Teegräten umgehen lassen."
Anfängerherz bewahren! Wie sehr man sich durch Könnerschaft auszeichnen mag, das Entscheidende aber ist, die Eigene Unzulänglichkeit zu beklagen.

Nur Eigendünkel und Starrsinn sind verwerflich. 

Wiederum ganz ohne Eigenart zu sein, ist dieser Kunst ebenso abträglich. 
hr Grundsatz lautet daher, wie man von altersher zu sagen pflegt:

Lehrmeister des Herzens Werde zum Lehrmeister deines Fühlens und Denkens, 
aber mache nicht dein eigenes Fühlen und Denken 
zu deinem Lehrmeister.
(kokoro no shi to wa nare, kokoro wo shi to sezare)


aus anderen Texten zum
WABI Stil Murata Jukôs: 
Zempô zôdan4

In Jukôs Erläuterungen heißt es: 
Einen Mond ohne vorüberziehende Wolken mag ich nicht.

Yamanoue Sôji no ki 5

Es ist gut, an eine Strohhütte ein edles Roß anzubinden
 

 


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Anmerkungen:

1: Der Verfasser Murata Jukô :
Über Jukôs Leben ist nur wenig mit Sicherheit belegt, Murata Jûko stellt somit in seiner Person eine wichtige Synthese wesentlicher Strömungen der Teekunst dar. Er  verbindet drei wichtigen Elemente:
  • den bürgerlich geprägten Tee der alten Hauptstadt Nara 
  • den Samurai - Tee aus dem Silbernen Pavillion
  • den Tee der Zen - Klöster
Seine Nachfolger, vor allem Take o Jôo und dessen Schüler Sen no Rikyû konnten sein Werk der Japanisierung sowie die Entwicklung der Teekunst zu einem WEG vollenden.aber eine Fülle von Legenden werden unter Tee - Menschen überliefert.
Vermutlich wurde er um 1421 als Sohn eines blinden Biwa spielenden Mönches geboren.

Als junger Mann trat er in den Shomyo-ji, einem Untertempel des Kofuki-ji in Nara ein.
Shomyo-ji war eng mit dem "Reinen Land Buddhismus"  verbunden, der vermutlich in Kyoto im Ginkaku-ji -  dem Silbernen Pavillion -  eine enge Beziehung zu den Künsten hatte.

Noch als junger Mann ging Jukô nach Kyoto, wo er der Legende nach in Daitoku-ji Tempel bei dem berühmten Zen - Meister Ikkyu Zen - Studien betrieb.
Später soll er auf Vermittlung von Noami als Teemeister im Ginkaku-ji  bei dem Shogun Ashikaga Yoshimasa gewirkt haben.

2: Der Titel des Textes:
 
kokoro no fumi ist ein Brief, den Murata Jukô an seinen Gönner und Förderer Furuichi Harima schrieb. 
Wegen diese Briefes wird Jukô in der Teewelt als VATER DES TEEWEGES erachtet.

Der Empfänger des Briefes , der Abt Furuichi Harima (? 1452 - 1508) wurde als Kind Mönch im Kofuku - ji in Nara, nach dem Tode seines Bruders wurde er als Daimyo (Fürst) Oberhaupt der Furuichi - Familie.
Er war ein hochrangiger Priester, anerkannter Renga - Dichter, Noh - Schauspieler und meisterte auch anderer Künste.

Auch Murata Jukô beherrschte eine Reihe von Künsten wie Noh, Shakuhachi u.a.
Es ist zu vermuten, daß Jûko den Brief an seinen Gönner schrieb, weil er diesen in der Kunst des Teeweges unterwiesen hatte.

3: wa - kan: Jukôs Mischstil:
 
Die Verschmelzung von Japanischen mit Chinesischen Stilelementen war die eigentliche schöpferische Leistung Jukôs.
Im Silbernen Paviliion wurde ein rein chinesischer Stil mit erlesenen und formalen Teegeräten gepflegt. Die Verwendung der Teegeräte und ihre Kombination wurde nach geheim überlieferten Regeln gehandhabt. Jeder Handgriff war nach den Regeln der chinesischen Philosophie gestaltet.

Niemand, der nicht in die geheimen Regeln eingeweiht war konnte die Kunst des Tee ausüben. Abgesehen davon war durch die Verwendung des reinen chinesischen Gerätes der Kreis der Tee - Künstler eingeschränkt: niemand konnte sich außerhalb des Hofes in den Besitz der Teegeräte bringen.
Dadurch, daß Jukô japanische Utensilien nutzte, war für dei Allgemeinheit der Weg frei zur Ausübung der Teekunst.

Der Mischstil:
  • Chinesisch: SHIN (formal, korrekt, perfekt in der Gestaltung)
  • Japanisch:  SÔ (Gras, schlicht, unvollkommen in der Gestaltung)
  • Mischstil:   GYÔ (fließend)
Jukô schloß die Verwendung chinesischen Gerätes nicht aus. Vielmehr verlangt er in dem Brief an Furuichi Hariman die Kenntnis in der Verwendung formaler Gegenstände. Aus dieser Kenntnis heraus kann der formale Stil durchbrochen werden durch Kombination mit unvollkommenem japanischen Gerät.

 
4:  Zempô zôdan
Auch in der Poesie wurde ein Mischstil zwischen chinesischen und japanischen Elementen angestrebt. Murata Jukô scheint diesen Mischstil zu übernehmen und auf die Teekunst zu übertragen. Der Text stammt aus den "Gesprächen des Zempô" (über die Poesie)
5: Yamanoue Sôji no ki
Yamanoue Sôji war Schüler Rikyus. Aus seinen Aufzeichnungen, den "Yamanoue Sôji no ki" stammen die Legenden und Berichte über Jukôs Leben.


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