Brief an einen koreanischen Mönch

Aus Korea kam dieser Tage ein Kalligrafie, die ein berühmter Mönch für unser Teehaus geschrieben hat.

Der Mönch ist bekannt für seine riesige Zucht von Lotusblumen, die er zur Ehre Buddhas züchtet und für seine Kunst des Schreibens. Er hat schon einmal zwei Kalligrafien für das Teehaus geschreiben und wir haben ihm dafür die Gesamtaufnahme von Beethovens Werken in der Interpretation von Honancourt geschickt, weil wir erfahren hatten, dass er Beethoven sehr liebt. Nun hat er als Dank wieder eine schöne Kalligrafie geschickt:

水如  Mizu kotoshi

Wörtlich heißt das : „Wie Wasser“. Unser Herz (Geist) soll sein wie Wasser, sich nirgendwo festhalten oder festklammern, immer im Fluß bleiben. Zenmeister Takuan, der als Lehrer des großen Schwertmeisters Musashi gilt, schrieb einst:

Nehmen wir an, du stehst vor einem Baum und entdecskt daran ein rotes Blatt. Bleibt dein Gesit daran haften, siehst du nur noch das rote Blatt und die restlichen Blätter nicht. …Du kannst hundettausend Blätter erkennen, wenn du dich nicht auf eines festlegst.

Wird unser Geist wie Wasser, der nirgends anhaftet, so werden wir, wie Takuan schreibt zu  „einer tausendarmigen Kannon“ – einer Kannon, die in ihren tausen Armen Hilfe für tausend Nöte hat. Würde sie festhalten, könnte sie nur in einer einzigen Not helfen.

Gut, schicken wir also wieder ein Geschenk nach Korea. Dann kommt als Gegengeschenk wieder eine Kalligrafie. Und wenn sie nicht gestorben sind, schicken sie noch heute Geschenke, Kalligrafien, Geschenke, Kalligrafien ….

Also schreiben wir einen Brief zum Dank. Aber unser Mönch kann kein Englisch und wir kein Koreanisch.
Was also tun?
Zum Glück gibt es ja heute den „Translator“ im Google, der kann Koreanisch. aber man hat ja schon immer schreckliche Dinge über automatische Übersetzungen gehört. Der alte Witz sagt, dass ein Priester den Satz: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ von einem Computer ins Englische und wieder zurückübersetzen ließ. Als Rückübersetzung kam dabei angeblich heraus: „Der Whisky ist gut aber das Steak ist noch roh!“ Also probieren wir das mal aus:

Wir haben uns sehr über ihre Kalligrafie gefreut
우리는 그들의 서예와 함께 매우 기쁘게 생각했다

In der Rückübersetzung heißt das dann:
Wir dachten, sie waren sehr zufrieden mit der Kalligraphie.

Na, schönes Deutsch, trifft aber den Sinn eigentlich nicht. Also nochmal probieren:

Vielen Dank für die schöne Kalligrafie
아름다운 서예 주셔서 감사합니다

Die Rückübersetzung ergibt zur völligen Verblüffung: „Vielen Dank für die schöne Kalligrafie“! Geht doch! Also weiter:

Wir werden sie in der Tokonoma unseres Teehauses aufhängen
우리는 찻집 tokonoma 그들을 교수형 것입니다
Wir hängen ihnen Tee tokonoma

Naja, ist ja schon eine Frechheit: im deutschen Satz auch noch unübersetzte japanische Begriffe einfügen. Woher soll der arme Computer wissen, dass Tokonoma der JAPANISCHE Begriff für eine Schmucknische ist. Aber er ist doch immerhin so schlau, dass er den Begriff, den er nicht verstanden hat unübersetzt gelassen hat.  Neuer Versuch:

Wir werden sie im Teehaus aufhängen
우리는 찻집에서 그들을 기다려
Wir müssen in den Tee warten

Also das Wort Teehaus kennt er auch nicht.

Wir werden sie mit Freude an die Wand hängen
우리는 기쁨과 벽이 그들을 교수형 것입니다
Wir werden sie hängen an den Wänden mit Freude

Nicht sehr elegant aber verständlich.

Fazit: Nach langem Probieren mit Hin- und Her-Übersetzen und Verändern der Sätze kam ein – jedenfalls in der Rückübersetzung – durchaus lesbarer Text heraus. Wir werden also jetzt einen Brief an unseren koreanischen Mönch schreiben natürlich in der koreanischen Schrift Hangul geschrieben, ohne auch nur ein einziges Wort Koreanisch zu können. Ja, wir können noch nicht einmal den koreanischen Text lesen.
Aber man kann also heute durchaus mit fernen Ländern, deren Sprache man nicht kennt korrespondieren.
Ach, wenn das Internet und der Computer nicht wären!

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.